Abt. 166 - Schwarz & Ulrich KG

Umfang 4,0 lfd. m
Laufzeit 1870 - 1995
Findmittel Datenbank; Findbuch “Kleinere Bestände, Bd. 1”

Geschichte des Bestands

Der Bestand wurde 2000 als Depositum an das Hessische Wirtschaftsarchiv übergeben und umfasst vor allem Geschäftsbücher und Fotoalben.

Nach einer vorläufigen Verzeichnung im Jahr 2001 durch die Praktikantin Carmen Czajkowski erfolgte die Überarbeitung und Endredaktion 2005.

Geschichte des Unternehmens

Am 1.9.1869 übernahmen der Kaufmann Gustav Schwarz und der Zimmermeister Josef Bender, die zuvor eine Ziegelei in Friedberg betrieben hatten, die Baustoffhandlung von Eduard Ruths in Friedberg. Unter der Firmierung Bender & Schwarz handelten sie vor allem mit Floß- und Schnittholz, in geringem Umfang auch mit Baustoffen und Kohlen. Nachdem Josef Bender 1889 aus dem Unternehmen ausgeschieden war, trat für einige Monate Heinrich Ulbrich als Teilhaber ein, danach (1889) führte Gustav Schwarz das Unternehmen allein fort, bis 1891 sein Sohn Wilhelm in das Unternehmen eintrat.

Durch die wirtschaftliche Blüte der Gründerjahre prosperierte das Unternehmen und konnte durch den Erwerb zusätzlicher Grundstücke sowie den Neubau von Gebäuden und Lagern beträchtlich erweitert werden. 1899 traten die Söhne Johannes und Adolf Schwarz als Teilhaber in das Unternehmen ein, das seither unter “Gustav Schwarz & Söhne” firmierte.

Nachdem der Firmengründer Gustav Schwarz 1911 gestorben war, übernahm sein Sohn Wilhelm das Unternehmen unter der bisherigen Firmierung.

Zum 1. Januar 1913 fusionierte Gustav Schwarz & Söhne mit dem ebenfalls in Friedberg ansässigen Unternehmen “Gebrüder Ulrich”. Bereits zu Beginn der 1890er Jahre hatte Christian Ulrich in Friedberg eine Ziegelei betrieben. 1893 hatte sein Sohn Otto eine Baustoff- Holz- und Kohlenhandlung gegründet, die seit 1900 nach der Beteiligung seiner Brüder Karl und Willi unter “Gebrüder Ulrich” firmierte.

Die Leitung der fusionierten Gesellschaft “Gustav Schwarz & Söhne GmbH” übernahmen gemeinsam Wilhelm Schwarz und Karl Ulrich. Die positive Entwicklung, die das Unternehmen zu einer der größten Holz- und Baustoffhandlungen in Hessen werden ließ, wurde durch die wirtschaftliche Rezession während des Ersten Weltkriegs und der Inflationszeit nachhaltig gestört. 1921 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft unter der Firmierung “Schwarz & Ulrich AG” umgewandelt. Die Ausweitung des Verkaufsprogramms auf Sanitärartikel sowie Eisen und Metalle führte 1924 zu einer organisatorischen Neugliederung in die Abteilungen Holz und Baustoffe (Abt. 1), Brennstoffe (Abt. 2) sowie Eisen und sanitäre Artikel (Abt. 32). Die Weltwirtschaftskrise beendete auch bei Schwarz & Ulrich AG den kurzzeitigen Aufschwung und führte zu Umsatzeinbrüchen und Entlassungen.

Im Geschäftsjahr 1929/30 trat Willi Ulrich anstelle des ausscheidenden Karl Ulrich in den Vorstand ein und übernahm nach dem Ausscheiden von Wilhelm Schwarz im Jahr 1934 die alleinige Geschäftsführung. Im gleichen Jahr wurde in Wetzlar eine Schwestergesellschaft gegründet.

1936 wurde die Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft unter der Firmierung “Schwarz & Ulrich KG umgewandelt, die von Dr. Gustav Schwarz, Johannes Schwarz, Otto Ulrich und Willi Ulrich geführt wurde. Die Folgejahre wurden durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit Kriegsbewirtschaftung, Arbeitskräftemangel und die Zerstörung großer Teile der Betriebsanlagen durch Fliegerangriffe geprägt. Auch zahlreiche Mitarbeiter kamen durch Kriegseinwirkungen ums Leben, darunter auch 1945 Otto Ulrich. Bereits 1943 war Johannes Schwarz gestorben.

Nach Kriegsende begann der mühsame Wiederaufbau des Unternehmens. Dr. Gustav Schwarz trat nach seiner Rückkehr aus dem Krieg wieder in die Unternehmensleitung ein. 1949 schied der 75jährige Willi Ulrich aus dem Unternehmen aus. Mit Otto Ulrich jun. und Fritz Ulrich, dem Sohn von Willi Ulrich, traten 1950 bzw. 1951 Mitglieder der nächsten Generation in die Geschäftsführung ein.

Mit der Währungsreform setzte der Aufschwung des Unternehmens ein. Nun wurden auch Holzimporte aus anderen europäischen Ländern möglich, darunter Rumänien, mit dem bereits 1930 Geschäftsbeziehungen bestanden hatten. Alle Abteilungen des Unternehmens konnten ihre Produktpalette erweitern. Die Betriebsanlagen wurden durch den Zukauf benachbarter Grundstücke und die Errichtung von Lagergebäuden erweitert. Das Schwesterunternehmen in Wetzlar eröffnete 1959 in Netphen im Siegerland eine Filiale und 1965 konnte in Lißberg in Oberhessen eine Bauelementehandlung übernommen werden.

Ein Jahr vor dem hundertjährigen Bestehen des Unternehmens trat Christa Weber-Schwarz anstelle ihres im März 1968 verstorbenen Vaters Dr. Gustav Schwarz in den Vorstand ein.