Abt. 159 - Oscar Wettig, Kartonagenwerk und Druckerei

Umfang 0,5 lfd. m
Laufzeit 1901 - 1967
Findmittel Datenbank; Findbuch “Kleinere Bestände, Bd. 1”

Geschichte des Bestands

Der Bestand, 0,5 lfd. m, enthält Belegexemplare von Druckerzeugnissen der Druckerei Oskar Wettig aus den Jahren 1901 - 1967. Die Verzeichnung erfolgte 2006 durch Ute Mayer.

Geschichte des Unternehmens

Am 16.4.1891 übernahm Oskar Wettig sen. die seit einigen Jahren bestehende Druckerei Schneider & Crost in Gelnhausen, in der auch der “Kinzigbote” gedruckt wurde. Bereits 1892 wurde das Unternehmen unter der Firmierung “Oscar Wettig” in das Handelsregister eingetragen. Seit 1898 kamen zusätzlich die Herstellung von Kartonagen sowie die Einrichtung einer Buchhandlung hinzu.

Das Unternehmen gedieh, so dass Wettig das Haus Untermarkt 12 als Firmensitz erwerben konnte. Während ursprünglich vor allem Druck des “Kinzigboten” und später auch der “Gelnhäuser Zeitung” im Vordergrund gestanden hatten, gewannen seit 1905 andere Aufträge verstärkt an Bedeutung.

In den Jahren 1908-1909 konnte das Haus Bahnhofstr. 5a erbaut werden, das bis 1951 als Firmensitz diente.

Während des Ersten Weltkriegs gingen die Aufträge stark zurück, zumal auch die “Gelnhäuser Zeitung” ihr Erscheinen einstellen musste. 1922 verkaufte das Unternehmen das Gebäude am Untermarkt. Nach Ende der Inflationszeit gelang es den Söhnen Erich (*22.3.1901) und Oskar jun. (22.11.1898-20.1.1980), durch Rationalisierung der Buchhaltung und der technischen Abläufe das Unternehmen zu sanieren und sogar auszubauen. In den Jahren 1924-1926 leitete Emil Wettig mit Hilfe des damals schon schwer kranken Vaters die Druckerei. 1925 - 1928 war Oskar Wettig jun. Mitgesellschafter, seit 1928 leitete Emil Wettig den Betrieb alleine, obwohl sein Bruder Oskar bis 1934 weiterhin im Unternehmen tätig war.

Das Unternehmen druckte in dieser Zeit auch Zeitschriften und andere Publikationen der politischen Linken, denen mehrere Familienmitglieder nahe standen. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geriet das Unternehmen wegen des politischen Engagements seiner Inhaber in Bedrängnis. Wegen seiner politischen Aktivitäten war Oskar Wettig jun. von April-Juni 1933 im Gefängnis Frankfurt-Preungesheim inhaftiert. Der Zeitschriftendruck musste aufgegeben werden, da zahlreiche Zeitschriften ihr Erscheinen einstellten bzw. verlagert wurden. Die Druckerei war fortan auf Akzidenzen und Kartons beschränkt, bis sie 1943 nach dem Einzug des letzten verbliebenen Druckers zum Kriegsdienst still gelegt werden musste.

Das Unternehmen überstand den Krieg mit nur geringen Gebäudeschäden. Bereits am 15.5.1945 konnte die Produktion von Kartonagen wieder aufgenommen und die Monatsproduktion schon bald auf 55.000 Stück gesteigert werden. Aus der Betriebsgenehmigung geht hervor, dass das Unternehmen, das zu Vorkriegszeiten 20 Arbeiter beschäftigt hatte, zu diesem Zeitpunkt mit acht Arbeitern sowie einer Aufsichtsperson auskommen musste. Am 30.5.1948 beantragte der Inhaber Emil Wettig Genehmigung zur Wiedereröffnung der stillgelegten Buchdruckerei.

1951 zog das Unternehmen in ein neu errichtetes Fabrikgebäude an der Südseite des Bahnhofs um. 1966 konnte das 75jährige Bestehen begangen werden.

1984 wurde das Unternehmen von der Kurt Schilling GmbH übernommen.

Literatur

Firmenakte der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern.

Ilse Fischer, Einleitung zum Nachlass Oskar Wettigs im Archiv der sozialen Demokratie, 2007.

Oskar Wettig, Lebenserinnerungen (Nachlass Oskar Wettig, Archiv der sozialen Demokratie).