Abt. 148, Diskus Werke

Umfang 5,75 lfd. m
Laufzeit 1890 - 1943
Findmittel Datenbank; Findbuch, bearb. von Ute Mayer, 1999

Geschichte des Bestands

Der Bestand wurde am 27. August 1997 von den Diskus Werken an das Hessische Wirtschaftsarchiv abgegeben. Neben Unterlagen zur Geschäftsführung, Buchhaltung und dem Verkauf aus der Zeit 1911 - 1942 umfaßt er vor allem auch Notizen Carl Krugs zu seinen Versuchen, sowie Manuskripte seiner Publikationen.

Geschichte des Unternehmens

Die Diskus Werke wurden auf Initiative Carl Krugs am 26. Oktober 1911 von dem Bankier Kommerzienrat Robert de Neufville, dem Ingenieur Julius Harer, dem Rechtsanwalt Dr. Robert Mainzer und den Kaufleuten Otto Lindheimer und der Maschinenindustrie für Tabakindustrie GmbH, die durch Robert Wiener vertreten wurde, als GmbH gegründet.

Carl Krug (* 11.7.1881 in Stuttgart, + 19.12.1967 Frankfurt am Main) hatte bei Carl von Bach an der Technischen Hochschule in Stuttgart Maschinenbau studiert und war dort auch Assistent in Bachs Ingenieurlaboratorium und Materialprüfungsanstalt gewesen. Im Rahmen seiner Tätigkeit für das Frank-furter Unternehmen Naxos Union, wo er seit 1908 beschäftigt war, erkannte er die Möglichkeiten der Flachschleiftechnik.

Zweck des neugegründeten Unternehmens sollte die Entwicklung und Herstellung von Schleifscheiben für den Flächenschliff und die dazugehörign Schleifmaschinen sein. Kurz nach der Gründung unternahm Krug eine Studienreise in die Vereinigten Staaten, die zu dieser Zeit führend im Bau von Schleifmaschinen waren. Die dort gewonnenen Erkenntnisse verbesserte Krug durch eigene Versuche, so daß er bereits 1912 eine erste Schleifscheibe zum Patent anmelden konnte. Die Schleifmaschine, die eigens für diese Schleifscheibe entwickelt wurde, war so leistungsfähig, daß schon bei der Vorstellung des Prototyps 24 Bestellungen entgegengenommen werden konnten, unter anderem von den Firmen Maybach und Robert Bosch sowie der Maschinenfabrik Eßlingen.

Bereits 1913 wurde für die Fertigung der Maschine eine neue Fabrikhalle errichtet. Das Kapital der Gesellschaft, das zunächst 70.000 Mark betragen hatte, wurde nun auf 230.000 Mark erhöht. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Geschäftsform des Unternehmens zunächst in eine Kommanditgesellschaft, bereits drei Jahre später aber in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Gleichzeitig wurde das Kapital auf 5 Millionen Mark erhöht und die Firmierung in Diskus Werke Frankfurt am Main, Maschinenbau AG umgewandelt. Seit 1922 waren die Diskuswerke Frankfurt a.M. Maschinenbau AG in das Handelsregister eingetragen.

In den zwanziger Jahren entwickelte Krug hydraulische Getriebe für Flächenschleifmaschinen. Weiterhin entstand durch die Anwendung moderner Stahlbautechnik eine geschlossene Kastenbauweise für Werkzeugmaschi-nen (Diskus-Zellenstahlbauweise), welche die herkömmliche Rahmenbauweise ersetzte.

In dieser Zeit expandierte das Exportgeschäft, gestützt auf ein umfangreiches Vertriebssystem, erheblich, so daß es 60 % des Gesamtumsatzes des Unternehmens ausmachte. Im Jahr 1941 firmierte das Unternehmen in Diskus Werke Frankfurt am Main Aktiengesellschaft um.

An die guten Geschäftsbeziehungen der Vorkriegszeit konnten die Diskus Werke auch nach 1945 bald wieder anknüpfen, nachdem ihre Produktionsanlagen den Krieg ohne Schäden überstanden hatten. Am 6. November 1945 konnte mit einer vorläufigen Genehmigung der Amerikanischen Militärregierung die Produktion wieder aufgenommen werden. Zusätzlich zu der traditionellen Produktpalette plante man die Entwicklung von Verpackungsmaschinen für die Lebensmittel- und pharmazeutische Industrie in Diskus-Stahlblech-Zellen-Bauweise, die durch die Einsparung von 50% Gewicht in der bestehenden Rohstoffknappheit der Nachkriegszeit gute Erfolge versprach. Die Produktion erfolgte weitgehend gemeinsam mit der auf dem gleichen Gelände ansässigen Maschinenindustrie für Tabakindustrie GmbH, einem Unternehmen, das um 1893 gegründet worden war und die Herstellung und Vertrieb von Maschinen für Tabakindustrie und verwandte Industrien zum Gegenstand hatte. Am 18. März 1959 vom übertrug die Gesellschaft, die zu den Gründern der Diskus Werke gehört hatte, ihr Vermögen auf den alleinigen Gesellschafter Diskus Werke, womit sie erlosch.

Im Dezember 1948 fiel die Leitung des Unternehmens von dem zwischenzeitlich eingesetzten Dr. Alfred Mössner wieder an Carl Krug zurück. Seit 1951 wurde der Vorstand durch dessen Sohn, Dr. ing. Hans Krug (* 17.6.1911) und seinen Vetter Carl Keller erweitert. 1958 fand eine Generationswechsel in der Geschäftsleitung statt: Carl Krug übernahm den Vorsitz im Aufsichtrat des Unternehmens und überließ seinem Sohn den Vorsitz im Vorstand.

Am 30. Juni 1976 wechselte Hans Krug als Vorsitzender in den Aufsichtsrat (bis 19.6.1980). Der neue Vorstand bestand aus Georg Hans Auner für den kaufmännischen sowie Hans Vogt für den technischen Bereich. Zu dieser Zeit befand sich das Unternehmen bereits nicht mehr im alleinigen Besitz der Familie Krug, die nur noch 35% der Aktien hielt. Die übrigen Anteile waren im Besitz der Deutsche Effekten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG (33 %) sowie der Vermögensverwaltung Hengst (21 %).

Nach den guten Geschäftserfolgen der fünfziger bis achtziger Jahre geriet das Unternehmen Anfang der 1980er Jahre in eine Krise, der man durch Entlassungen und die Herabsetzung des Grundkapitals von 3,75 auf 2,25 Mio. zu begegnen suchte. Wenig später wurde das Grundkapital auf 6 Mio. angehoben. Im Sommer 1984 wurden 88 % der Aktien durch das Konkur-renzunternehmen Naxos Union erworben, was zu einer engen Zusammenar-beit der beiden Firmen führte. Ein Jahr später, 1985, wurde die mechanische Fertigung der Diskuswerke in den Fertigungsbereich der Naxos Union verla-gert. 1986 trat Eckart Zillig in den Vorstand der Diskuswerke ein.

Doch schon 1991 verkaufte die Muttergesellschaft Naxos Beteiligungsge-sellschaft mbH die Diskuswerke sowie die Naxos Union AG an die Pittler-Gruppe der Gebrüder Rothenberger. Im Zusammenhang mit dieser Übernahme erfolgte die Einbindung der Fa. Naxos Union AG in die Diskus Werke. 1996 wurde das Werksgelände in Frankfurt-Fechenheim verkauft und das Unternehmen und auf das Gelände der Pittlerwerke in Langen verlagert.

Literatur

50 Jahre Diskuswerke Frankfurt am Main Aktiengesellschaft, 1961.

Diskus Werke Frankfurt am Main, in: Die westdeutsche Industrie und ihre führenden Männer, Land Hessen, Bd. 1, Frankfurt a. M. 1952, S. 164-165.