Abt. 147, Imhof & Co. GmbH

Umfang 4,5 lfd. m
Laufzeit 1907 - 1997
Findmittel Datenbank; Findbuch, bearb. von Jasmin Hähn, 2010

Geschichte des Bestands

Der Bestand, 4,5 lfd. m, gelangte 1997 nach dem Konkurs des Unternehmens an das Hessische Wirtschaftsarchiv.

Er wurde 2010 im Rahmen eines Praktikums von Jasmin Hähn verzeichnet.

Geschichte des Unternehmens

Als die großherzoglich-hessische Regierung im Jahr 1886 dem Schweizer Ingenieur Heinrich Gruner eine Konzession zum Bau und Betrieb eines Wasserwerkes in Bad Nauheim erteilte, legte sie damit nicht nur den Grundstein für die moderne Wasserversorgung des Kurortes, sondern zugleich auch für das Unternehmen Imhof, das über 110 Jahre vor Ort ansässig sein sollte. Noch im gleichen Jahr nämlich gründete die Firma Gruner einen Installationsbetrieb, der nicht nur die Planung, Ausführung und Instandhaltung der Wasserversorgungssysteme übernahm, sondern auch die nötigen Hausinstallationen, mithin den Anschluss der einzelnen Gebäude an das Netz. Mit der Leitung sowohl des Wasserwerkbaus, der noch 1886 begann, als auch des Installationsgeschäfts betraute Gruner den Diplom-Ingenieur Alfred Imhof, der ebenfalls aus der Schweiz, aus dem Kanton Bern, stammte.

1898 veräußerte die Firma Gruner das Wasserwerk, das sie auf eigene Rechnung erbaut hatte, an die Stadt Bad Nauheim und verkaufte den sanitären Installationsbetrieb an Alfred Imhof. Dieser erweiterte das Unternehmen, das sich nun “Technisches Bureau & Installations-Geschäft Alfred Imhof Nachfolger von H. Gruner” nannte, um 1900 um den Zentralheizungs- und Lüftungsbau.

1919/1920 wurden Wilhelm Reuling, seit der Gründung des Betriebs Prokurist und kaufmännischer Leiter, sowie Oberingenieur Gustav Wolf, der 1907 eingetreten war, Teilhaber des Unternehmens, das nunmehr als “Imhof & Co.” die Rechtsform einer offenen Handelsgesellschaft einnahm.

1935 starb Alfred Imhof und sein Sohn Helmut Imhof, ebenfalls Diplom-Ingenieur, trat seine Nachfolge als Geschäftsführer
und Gesellschafter an. 1937 schied auch Wilhelm Reuling als Teilhaber aus, sodass die oHG von 1937 an bis 1946 von den Gesellschaftern Helmut Imhof und Gustav Wolf geführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt (1937) war eine Filiale, die früher in Koblenz bestanden hatte, zwar bereits wieder aufgegeben worden, das Unternehmen stand aber mit einem Jahresumsatz von 600.000 RM im Jahr 1936 gut im Geschäft und hatte sich vor allem im Bau von Großbadeanlagen einen Namen gemacht. Zwischen 40 und 50 Monteure waren dauerhaft angestellt, hinzu kamen je nach Bedarf noch einmal bis zu 30 Aushilfskräfte sowie sechs kaufmännische und fünf technische Angestellte. Zu dem Geschäftsgebäude in der Bad Nauheimer Karlstraße gesellte sich ein Wohnhaus, das von Gustav Wolf und drei weiteren Familien bewohnt wurde; zudem unterhielt der Betrieb ein Lager am Güterbahnhof in Bad Nauheim.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten vor allem kleinere und mittlere Unternehmen zu kämpfen. Helmut Imhof ergriff die Initiative und gründete 1945/1946 die “Wirtschaftsvereinigung Gesundheitstechnik Groß-Hessen”, deren Hauptanliegen die “Pflege und Förderung der fachwissenschaftlichen, beruflichen und wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder” war. Zur selben Zeit, 1946, wurde das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt, deren Gegenstand neben der “Projektierung und Herstellung von gesundheitstechnischen Anlagen wie Zentralheizungen und sanitären Anlagen” auch “Anlagen der Gas- und Wasserversorgung, Rohrleitungen jeder Art und verwandter Anlagen, sowie die Abwicklung hierzu erforderlicher Nebengeschäfte” war.

1946 trat zudem der Ingenieur Dr. Franz Rendte als Geschäftsführer und Teilhaber in das Unternehmen ein, zugleich verkaufte Helmut Imhof einen Teil seiner Geschäftsanteile an seinen jüngeren Bruder, den Kaufmann Hans Imhof, sodass die GmbH nun mit Franz Rendte, Hans und Helmut Imhof sowie Gustav Wolf vier Gesellschafter hatte. Als Geschäftsführer fungierte neben Rendte auch Gustav Wolf. Helmut Imhof war Ende 1946 nach Basel übergesiedelt und hatte dort zusammen mit seinem Bruder Hans die in der gleichen Branche tätige Balduin Weisser & Co. AG übernommen.

Dass das Geschäft gut lief, wird nicht nur an dieser Firmenübernahme ersichtlich, sondern auch daran, dass das Unternehmen, das sein Hauptabsatzgebiet in Groß-Hessen hatte, seinen Jahresumsatz bis 1949 auf 1,5 Mio. RM steigern konnte und mittlerweile neben 30 Angestellten etwa 120 Arbeiter beschäftigte. Dementsprechend konnte auch das Stammkapital 1951 von 120.000 auf 200.000 DM aufgestockt werden.

Nachdem 1952 in Bad Homburg eine Zweigniederlassung der Imhof & Co. GmbH begründet werden konnte, erfolgten in der Folgezeit mehrere Änderungen in der Unternehmensleitung. Zunächst wurden 1953 Helmut und Hans Imhof ebenfalls als Geschäftsführer eingetragen. 1954 erhielt der Buchhalter Walter Niethammer Prokura für die Hauptniederlassung sowie die Zweigstelle in Bad Homburg, ebenso 1962 Gerd Trupke. Ebenfalls 1962 wurde Ludwig Ettling Prokurist für diese Zweigniederlassung. 1965 wurde eine weitere Zweigniederlassung in Eimeldingen/Baden gegründet, für die Ernst Meier Prokura erhielt. Im gleichen Jahr stieg Walter Niethammer zum Geschäftsführer bzw. kaufmännischen Direktor auf, seine Prokura sowie die Trupkes erloschen zugleich. Neue Prokuristen für alle Niederlassungen waren nun Dipl. Ing. Wolfgang Teichmann, Oberingenieur Heinz Lohmann sowie der Kaufmann Wolfgang Hothum.

1966 schieden sowohl Gustav Wolf als auch Dr. Rendte als Gesellschafter aus. Die Geschäftsanteile Wolfs wurden von Dr. Werner Flach übernommen, ebenso ein geringer Teil der Anteile Dr. Rendtes, die zum Großteil von Imhof & Co. erworben wurden. Der Diplom-Ingenieur Flach war seit 1968 auch Geschäftsführer des Unternehmens.

Anfang der 1970er Jahre konnte sich das Unternehmen weiter vergrößern. Zum einen wurde 1971 die Georg Bornemann & Söhne GmbH & Co. KG in Frankfurt a. M. erworben, die in der gleichen Branche tätig war und zu der noch eine Betriebsgesellschaft gehörte. Als Geschäftsführer wurde neben Ludwig Ettling der Diplom-Kaufmann Niels Roeder berufen, der seit den 1960er Jahren für das Unternehmen tätig war. Im gleichen Jahr eröffnete Imhof & Co. in Dieburg eine Filiale, die von dem Elektromeister Walter Habelt geleitet wurde. Diese Zweigniederlassung musste aber bereits wenige Jahre später, 1974, wieder aufgegeben werden.

Während diese Filialgründungen sich noch auf die nähere Umgebung Bad Nauheims beschränkten, expandierte Imhof & Co. ebenfalls 1971 mit der Übernahme der Unternehmen H.L. Erwin Ilsohn und Heizungs-Schmidt auch in den Norden Deutschlands. Die beiden Hamburger Unternehmen, die auf die Planung und Montage von Heizungs-Anlagen spezialisiert waren, wurden jeweils zum 1.1.1972 in Kommanditgesellschaften umgewandelt. Kommanditistin war die Imhof & Co. GmbH, während die früheren Inhaber Erwin Ilsohn bzw. Manfred Schmidt ihre Einzelfirmen zunächst als Gesellschafter einbrachten, jeweils zum 15.1.1972 aber aus den Gesellschaften ausschieden. Komplementärin beider Gesellschaften war die IMCO-Haustechnik GmbH, die eigens zum Zweck der Übernahme der beiden Unternehmen im Dezember 1971 gegründet worden war und deren Aufgabe allein in deren Geschäftsführung bestand. Als Geschäftsführer sowohl der IMCO-Haustechnik GmbH als auch deren alleiniger Gesellschafterin Imhof & Co. fungierten Werner Flach, Niels Roeder und Wolfgang Teichmann, die somit auch die Geschäftsführung der beiden Hamburger Tochterfirmen übernahmen. Zumindest die Filiale H. L. Erwin Ilsohn scheint in der Folgezeit größere Schwierigkeiten gehabt zu haben, sodass sie 1976 teilweise aufgelöst werden musste.

Ein weiteres Tochterunternehmen der Imhof & Co. GmbH war die bereits 1969 gegründete Planing Ingenieurgesellschaft mbH mit Sitz in Frankfurt a.M. Gegenstand des Unternehmens, dessen Geschäftsführung ebenfalls Niels Roeder und Wolfgang Teichmann übernahmen, war die “Planung, Übernahme und Durchführung von haustechnischen Anlagen für Bauvorhaben aller Art, die Übernahme von Bauleitungen und alle damit zusammenhängenden Aufgaben”. Es bestand ein Ergebnisabführungsvertrag zwischen der Planing und der Imhof & Co. GmbH, deren Stammeinlagen treuhänderisch von der Badischen Treuhand GmbH, Lahr/Schwarzwald, gehalten wurden.

1986, im 100. Jubiläumsjahr, machte Imhof & Co. einen Umsatz von 30 Millionen DM und beschäftigte 300 Mitarbeiter im Heizungs-, Klima- und Sanitäranlagenbau, im Bau bädertechnischer Anlagen, im Rohrleitungsbau, vor allem für die chemische Industrie, sowie in der Ausrüstung von Schwimmbädern mit Wellenerzeugungsanlagen. Trotzdem geriet das Unternehmen zu Beginn der 1990er Jahre in eine finanzielle Schieflage und musste im September 1992 einen Vergleichsantrag beim Amtsgericht Friedberg stellen. Imhof & Co. machte vor allem den extremen Preiswettbewerb im Rhein-Main-Gebiet sowie die gestiegenen Betriebskosten für die Probleme verantwortlich und versuchte durch einen Grundstücksverkauf sowie durch eine Minderung des Leistungsvolumens Abhilfe zu schaffen, auch nach einem kapitalkräftigen Partner wurde gesucht. Letztendlich blieben diese Bemühungen erfolglos: 1997 mussten die Geschäftsführer des überschuldeten Unternehmens Dipl. Betriebswirtin Erika Mörschardt und Dipl. Ing. Ulrich Zander beim Amtsgericht Friedberg die Eröffnung des Konkursverfahrens beantragen.

Bereits 1995 erfolgte die Übernahme sämtlicher Aktiva und Passiva der Georg Bornemann & Söhne GmbH & Co. KG durch die Georg Bornemann & Söhne GmbH, die ehemalige Betriebsgesellschaft. Das Unternehmen existiert noch heute als Bornemann GmbH in Frankfurt a.M.

Literatur

HWA Abt. 147, Nr. 341 (Erinnerungs- und Fotoalbum von Imhof & Co.).

HWA Abt. 147, Nr. 235 (Selbstauskünfte der Imhof & Co. GmbH für Auskunfteien)

HStA Darmstadt, H 14 Bad Nauheim Nr. R 70 (Registerakte HRA 483, HR 6).