Abt. 132, J.D. Wehrenbold & Sohn

Umfang 5 lfd. m
Laufzeit 1873 - 1994
Findmittel Datenbank; Findbuch, bearb. von Lutz Schneider, 1998

Geschichte des Bestands

Der Bestand wurde im Februar 1996 durch den Prokuristen der WESO-Aurorahütte GmbH, Lothar Rühl, dem Hessischen Wirtschaftsarchiv als Depositum übergeben. Er bestand in der Hauptsache aus Bilanz- und Prüfungsunterlagen, umfangreichen Materialien zur Tätigkeit der Betriebskrankenkasse Aurorahütte und historischen Dokumenten.

Der Bestand wurde im Februar 1996 durch den Prokuristen der WESO-Aurorahütte GmbH, Herrn Lothar Rühl, dem Hessischen Wirtschaftsarchiv als Depositum übergeben. Er bestand in der Hauptsache aus Bilanz- und Prüfungsunterlagen, umfangreichen Materialien zur Tätigkeit der Betriebskrankenkasse Aurorahütte und historischen Dokumenten. Der Bestand wurde in den Monaten April bis Juni und August 1997 verzeichnet. Die Erstellung des Findbuchs erfolgte im September und Oktober 1997.

Geschichte des Unternehmens

Mit der Inbetriebnahme der Nickelschmelze Gewerkschaft Aurora - Nickel-Erz Hütte am 1. Juli 1849 beginnt im eigentlichen Sinne auch die Geschichte der WESO-Aurorahütte GmbH. Unter der Federführung des Frankfurter Senators Johann Georg Schöffer baute die Gewerkschaft Aurora zwischen Gladenbach und Erdhausen auf dem Gelände der stillgelegten Urbansmühle die Aurorahütte. Neben Senator Schöffer waren an dem Unternehmen noch Oberbergrat Carl Ludwig Heusler aus Siegen, Bergmeister Wilhelm Marenbach aus Siegen, Oberbergrat Schwarzenburg aus Siegen und der Kaufmann Ludwig Haas aus Dillenburg beteiligt. In der Aurorahütte wurde das in drei Gruben bei Bellnhausen abgebaute Nickelerz zu Gegenständen des täglichen Gebrauchs verarbeitet. Die Erschöpfung der Erzvorräte in den betriebenen Gruben, die auch durch Erzimporte aus Schlesien und Schweden nicht kostendeckend kompensiert werden konnten und der Tod des Hüttenleiters Edmund Kürschner 1869, führten noch im gleichen Jahr zur Schließung der unrentablen Hütte. 1873 erwarb der Industrielle Ludwig Bennekemper aus Dortmund die Aurorahütte in der Hoffnung, durch den Betrieb von acht weiteren Gruben die Erzzufuhr zu sichern. Sinkende Erträge, aber vor allem die hohen Transportkosten aufgrund fehlgeschlagener Bahnprojekte, zwangen auch ihn 1886/87 zur Aufgabe.

Entscheidend für die bis heute anhaltende Erfolgsgeschichte der Aurorahütte war die Übernahme des Werkes durch Johann Dietrich Wehrenbold zusammen mit seinem Sohn Johannes im Jahr 1887. Johann Dietrich Wehrenbold, Mitinhaber der Firma Schulz & Wehrenbold, Justushütte in Weidenhausen, erkannte, dass die Zukunft des Werkes durch die Verarbeitung von Nickelerz nicht dauerhaft gesichert werden konnte. Er nahm daher den Umbau der Hütte zu einer Eisengießerei in Angriff, in der Herde, Öfen und anderer Handels- und Maschinenguss hergestellt werden sollten. Schon am 12. März 1887 erfolgte der erste Guss. Für weiteren Aufschwung sorgte der Gleisanschluss des Werkes an die Bahnstrecke Niederwalgern-Gladenbach-Herborn im Jahr 1894, in deren Gefolge die Transportkosten für Eisenerz und Steinkohle erheblich reduziert werden konnten. Die Angliederung eines Emaillierwerks 1895 belegt die Prosperität dieser Anfangszeit.

Nach dem Tod Johann Diedrich Wehrenbolds 1893 traten seine Schwiegersöhne Gustav Stirn und Heinrich Colnot die Rechtsnachfolge in der seit 1891 als offene Handelsgesellschaft betriebenen Firma an. Öfen und Herde bildeten den Schwerpunkt von Produktion und Verkaufsprogramm, eine erfolgreiche Kombination, die bis in die 60er Jahre dieses Jahrhunderts bestimmend blieb. Die wachsende Branche schloss sich 1912 zur VEDEO Vereinigung deutscher Eisenofenfabrikanten mit damals 35 Mitgliedern zusammen. Nach dem 1. Weltkrieg führte Materialmangel trotz guter Auftragslage immer wieder zur Stilllegung des Werks. 1924 führte das Unternehmen die doppelte Buchführung ein und in den beiden folgenden Jahren wurde der Betrieb maschinell erneuert.

Hatte das Unternehmen 1887 mit 21 Arbeitern begonnen, so beschäftigte es 1927 schon 270 Arbeiter mit 19 Angestellten und Meistern. Im gleichen Jahr übernahm Heinrich Colnot die Geschäftsführung die er bis zu seinem Tode, 1945, innehatte. Im Jahr 1930/31 entwickelte und baute die Aurorahütte den ersten deutschen Ölofen, dessen Vertrieb sie mit Hilfe der 1931 gegründeten Oelof GmbH sicherstellen wollte. Technische Probleme verhinderten aber die Serienreife und die Oelof GmbH wurde 1932 wieder gelöscht. Die nationalsozialistische Machtübernahme 1933 führte im Zuge der Kriegsvorbereitung zu einer immer stärkeren Rohstoffbewirtschaftung, so dass die Produktion der Aurorahütte von 1700 Tonnen im Jahr 1936 auf 1248 t 1943 sank und 1946, ein Jahr nach Kriegsende, nur noch 44 t betrug. Hatte man 1938 noch den alten Kupolofen durch eine neue Kupolofenanlage ersetzt, so führte kriegsbedingter Produktionsausfall und der Fronteinsatz von Fachkräften zum Leerstand von Räumlichkeiten im Werk. 1943 wurden daher die Matra-Werke aus Frankfurt a.M. und 1944 die Eisengießerei Saargemünd in die Räume der Firma eingewiesen.

Schon am 1. Juli 1945 wurde die Produktion, wenn auch unter den immensen Schwierigkeiten der unmittelbaren Nachkriegszeit, wieder aufgenommen. Die Unternehmensform erfuhr am 1. Januar 1949 eine Veränderung. Die bisher bestehende oHG wurde in eine GmbH umgewandelt, deren Zweck die Herstellung von Heiz- und Kochgeräten sowie sonstigen Teilen aus Gusseisen, Stahl und Metall in Gieß-, Stanz- und Emaillierverfahren; ferner die Herstellung von maschinellen Anlagen aller Art sowie die Herstellung von Einrichtungsgegenständen für Haus und Küche ist. Zwei Monate später erfolgte die Gründung der Besitzgesellschaft J.D. Wehrenbold GbR, deren wirtschaftlicher Zweck in der Verpachtung der Betriebsgrundstücke, Geschäfts- und Fabrikgebäude an die GmbH besteht. Unter dem neuen Geschäftsführer, Dipl.-Ing. Waldemar Kegel, wurde das Unternehmen modernisiert und umgebaut. Schon 1954 produzierte es die stolze Anzahl von 50000 Öfen und beschäftigte 370 Mitarbeiter.

Der durch den Ölboom verursachten Absatzkrise bei den deutschen Ofenherstellern setzte die WESO-GmbH erfolgreich ein neues Unternehmenskonzept entgegen. Seit 1963 baute man ein Kundengussprogramm auf, um die vorhandenen Betriebsstätten besser auszulasten. Aber auch die WESO Kachelöfen erlebten und erleben im Gefolge der Ölkrise und explodierender Ölpreise eine Renaissance. Die Mischung aus stilvollen Kacheln und moderner, umweltfreundlicher Heiztechnik wurde immer mehr nachgefragt und die WESO GmbH entwickelte sich zu einem der Marktführer in Deutschland.

Entscheidend für die Marktbehauptung des Unternehmens war aber die Mehrheitsübernahme durch die Viessmann Werke GmbH & Co. am 1. Juli 1978. Die Firma Viessmann gehörte schon in den 60er Jahren zu den ersten Gusskunden der WESO GmbH. Führend in der Entwicklung des Heizkesselbaus benötigte die Viessmann die WESO GmbH, um durch hochmodernisierte Form- und Gießverfahren Gußprodukte in großer Stückzahl produzieren zu können. Die Modernisierung der WESO zahlte sich aus und im Juni 1983 konnte die WESO-Aurorahütte GmbH die Produktion des einmillionsten Rings für den Viessmann Vitola-Biferral-Tieftemperaturkessel feiern. Kontinuität in der Geschäftsführung, 1968 löst Dipl.-Ing. Reiner Kegel seinen Vater als Geschäftsführer ab, eingebunden in die Viessmann-Gruppe und immer noch Spezialist für den Bau von Kachelöfen scheint die WESO-Aurorahütte GmbH kommenden Herausforderungen gelassen entgegen sehen zu können.

Literatur

WESO-Aurorahütte 1887-1997. Die Geschichte eines Werkes im Spiegel von 100 Jahren, Gladenbach 1987.

HWA Abt. 132, Nr. 1, 2 und 161.

HWA Abt. 2, Nr. 1115-1116.