Abt. 126, Brauerei Busch KG

Umfang lfd. m
Laufzeit 1869 - 1978
Findmittel Datenbank; Findbuch, bearb. von Ulrich Eisenbach und Ute Mayer, 2002

Geschichte des Bestands

Der Bestand wurde 1995 als Depositum an das Hessische Wirtschaftsarchiv abgegeben. Er umfasst vor allem Geschäftsbücher aus dem Zeitraum 1869 - 1940, Karten und Pläne 1880 - 1978 und Werbeunterlagen überwiegend aus den 1970er und 1980er Jahren. Produktion und Vertrieb sind für die Zeit ca. 1870 bis 1940 dokumentiert.

Der Bestand wurde 1996-1997 verzeichnet. Die redaktionelle Überarbeitung und Erstellung des Findbuchs wurden 2002 vorgenommen

Geschichte des Unternehmens

Die Familie Busch ist seit 1580 in Limburg nachweisbar. Der Großvater des Firmengründers war Johann Anton Busch, Posthalter, Landwirt und Wirt "Zum Roten Ochsen" in der damaligen Frankfurter Vorstadt. Seine beiden Söhne waren der Geheime Regierungsrat Dr. Karl Busch und Dr. Eduard Busch, der im Jahr 1850 das St. Vincenz-Hospital in Limburg gründete. Karls Sohn Ernst, der wie sein Großvater Landwirt und Posthalter war, übernahm 1862 die Mengessche Brauerei, die Joseph Menges 1858 im Anwesen der Drogerie und Apotheke Kexel in der Grabenstraße gegründet hatte. Zu dieser Zeit standen die Braukessel im heutigen Dr. Kexelschen Haus und der Sud musste anschließend zum Gären in den Keller in der oberen Frankfurter Straße transportiert werden.

Erst um 1870 wurde die Brauerei in einen Neubau in der Frankfurter Straße verlagert, der damals vor der Stadt gelegen war. Über dem Eiskeller befand sich das Gebäude "Auf dem Keller" oder "Busche-Keller" mit Gast- und Gartenwirtschaft und Kegelbahn. Nach dem Tod Ernst Buschs im Jahr 1876 übernahm sein Sohn Josef das Unternehmen und baute es weiter aus, indem er Mälzerei und Brauerei vergrößern ließ. Die Produktion der ersten Eismaschine, die 1885 in Betrieb genommen wurde, reichte zur Versorgung der Brauerei nicht aus, so dass auch weiterhin Eis in "Busche Weiher" gewonnen werden musste. Diese "Eisernte" verschaffte den Limburger Bauern einen Nebenerwerb für Transportarbeiten, da die Doppelspännerfuhre mit 3 Mark vergütet wurde.

In der Anfangszeit produzierte die Brauerei, wie es zu dieser Zeit allgemein üblich war, lediglich für den eigenen Ausschank und die Versorgung des Stadtviertels. Erst mit der Fertigstellung der Lahntalbahn 1863 entstanden die Voraussetzungen für die Ausweitung des Absatzes bis nach Bad Ems und Weilburg.

Bis zum Jahr 1914 war der jährliche Umsatz der Brauerei auf 36.000 hl Bier angestiegen, so dass eine Modernisierung der Anlagen ins Auge gefasst werden konnte. Die Umbaumaßnahmen waren gerade begonnen worden, als der Erste Weltkrieg ausbrach.

Nach Beendigung des Krieges wurde die Produktion mit zunächst 11.000 hl im Jahr 1918 wieder aufgenommen. In den folgenden Jahren konnte der Bierausstoß jährlich um etwa 10 % gesteigert werden, bis 1928 27.000 hl erreicht wurden. Auf der Grundlage dieser erfolgversprechenden Entwicklung wurde 1926 mit dem Bau von Anlagen für eine Produktion von 30.000 hl begonnen, nachdem bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg größere Kühlmaschinen angeschafft worden waren.

Zur Sicherung des Absatzes besaß die Brauerei 19 Gastwirtschaften, von denen jedoch in der Krise der 1920er Jahren neun verkauft werden mussten. Weiterhin hatte das Unternehmen in Zeiten guten Umsatzes Darlehen an neu gegründete Gaststätten gewährt, die sie durch die Aufnahme eigener Darlehen u.a. von Hopfenhändlern und Malzfabrikanten finanziert hatte. Hauptgläubiger des Unternehmens war die Malzfabrik Gotthardt in Limburg.

Die Wirtschaftskrise des Jahres 1929 bedeutete den Ruin des Unternehmens. Infolge der zunehmenden Arbeitslosigkeit sank der Bierabsatz beträchtlich und betrug 1931 nur noch 16.000 hl. Im Folgejahr konnten - auch durch die Konkurrenz anderer Getränke wie Wein und Apfelwein - nur noch 10.000 hl abgesetzt werden. Zudem hatten die Kosten für den Umbau der Betriebsanlagen mit 600.000 Mark den Voranschlag beträchtlich überschritten. Als die Brauerei ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, musste das Unternehmen am 24.6.1932 Konkurs anmelden. Der Konkurs endete schließlich mit einem Zwangsvergleich, der am 9. März 1938 von der Mehrheit der Gläubiger angenommen wurde. Am 16.12.1938 wurde die Josef Busch oHG aus dem Handelsregister gelöscht (HR A Nr. 20)

Die Brauerei war in der Zwischenzeit durch die neugegründete Busch-Bräu Betriebsgesellschaft mbH (HR B Nr. 74) weiter betrieben worden. Das Kapital des neuen Unternehmens betrug 20.000 Mark, wovon die Nassauische Landesbank 17.000 Mark und der Limburger Kaufmann Karl Schmidt als Vertreter der Familie Busch 3.000 Mark hielten. Der Firmeninhaber Josef Busch sen. war bereits 1927 gestorben und das Unternehmen auf seine Söhne Josef und Albrecht, die bereits seit etwa 1910 im Betrieb tätig waren, sowie die Tochter Jenny übergegangen.

Am 28.4.1937 beschloss die Gesellschafterversammlung mit Wirkung zum 30. April 1937 die Umwandlung der Brauerei-Busch-Betriebsgesellschaft mbH in eine Kommanditgesellschaft, die "Brauerei Busch KG" firmierte und unter der Nr. 744 in das Handelsregister A eingetragen wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste die Produktion wegen Rohstoffmangel zunächst eingestellt werden und konnte erst nach der Währungsreform wie-der in vollem Umfang aufgenommen werden. Dabei verschob sich der Absatz in der Nachkriegszeit zunehmend vom Fass- zum Flaschenbier. Während bislang der Anteil des Flaschenbiers bei etwa 10-15 % gelegen hatte, erreichte er bis 1960 ca. 50 %. Neben dem Vertrieb des eigenen Bieres begann das Unternehmen in dieser Zeit auch den Handel mit anderen Biermarken.

Zum 31. Oktober 1994 wurde die Produktion aufgegeben. Das Unternehmen besteht seither als Getränkevertrieb unter der Firmierung "Brauerei Busch GmbH & Co. KG - Getränkegroßhandel" weiter. Persönlich haftende Gesellschafterin und Komplementärin ist die Fa. Busch Verwaltungs GmbH in Limburg.