Abt. 121 - Thorer & Co. GmbH & Co.

Umfang 1,5 lfd. m
Laufzeit 1894 - 1990
Findmittel Datenbank; Findbuch “Kleinere Bestände, Bd. 1”

Geschichte des Bestands

Die Unterlagen im Umfang von 1,5 lfd. m wurden 1995 als Schenkung an das Hessische Wirtschaftsarchiv abgegeben und 2006 durch Ute Mayer verzeichnet.

Geschichte des Unternehmens

1862 gründete der aus Görlitz stammende Kürschnermeister Theodor Thorer in Leipzig die Rauchwarenfirma Theodor Thorer, die vor allem mit kanadischen Pelzen handelte, bis sich seit den 1880er Jahren das Gewicht des Geschäftes zunehmend auf russische und asiatische Felle verlagerte. 1883 wurde eine eigene Fabrikanlage für die Zurichtung und das Färben von Persianern und Astrachan eingerichtet.

1884 gründete Theodor Alexander Thorer, der vierte Sohn des Firmengründers, in St. Paul (Minnesota, USA) eine Filiale unter der Firmierung “Theodor Thorer” und 1890 zusammen mit Carl Praetorius die “Transatlantic Fur Company Limited” in New York. Beide Niederlassungen handelten vor allem mit Astrachan sowie gefärbten Persianerfellen.

Nachdem sich der Firmengründer 1892 zur Ruhe gesetzt hatte, führten seine drei ältesten Söhne das Unternehmen für einige Zeit als Teilhaber weiter. Nach einigen Jahre schieden Ernst Alfred und Theodor Curt aus dem Unternehmen aus und der verbleibende Teilhaber Paul Albert Thorer nahm Carl Praetorius, den bisherigen Teilhaber der New Yorker Filiale, als Teilhaber des Unternehmens auf. 1907 trat auch Thorers Schwiegersohn Paul Hollender als Teilhaber ein.

Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs trafen das Unternehmen schwer, da sowohl die Niederlassung in den USA als auch der Geschäftskontakt zu den wichtigen russischen Bezugsquellen verloren gingen.

Auch nach dem Ende des Kriegs blieb diese Situation wegen der in Russland herrschenden Revolution zunächst weiter bestehen. Erst allmählich normalisierten sich die Handelsbeziehungen mit dem Ausland wieder. Das Unternehmen baute unter der Firmierung die Niederlassung Thorer & Hollender Inc. in New York neu auf, nachdem 1917 die Theodor Thorer Inc. unter Verlust verkauft worden war.

1923 wurde in London die Raw Furs Ltd. als Verkaufsvertretung gegründet, 1931 folgte die S.A. de Pelleteries Productions Theodor Thorer in Paris.

Zwar überstand das seit Juni 1941 als Rüstungsbetrieb anerkannte Unternehmen den Zweiten Weltkrieg, in dem es hauptsächlich von Wehrmachtsaufträgen lebte, ohne Schäden, doch wurde es 1946 enteignet. Bereits am 1. Juni 1945 war in Hamburg vorsorglich ein neues Unternehmen unter der Firmierung “Thorer & Hollender KG” gegründet worden, der Paul Hollender als geschäftsführender Gesellschafter und Ella Hollender und Otto Nauen als Vertreter der noch unmündigen Thorer-Erben als Kommanditisten angehörten. Seit 1946 wurde in Offenbach in den Räumlichkeiten einer früheren Reptiliengerberei eine Zurichtungsfabrik betrieben. Seit 1953 konnte das Unternehmen wieder unter dem alten Namen “Thorer & Co.” firmieren.

Anstelle der bereits 1950 verstorbenen Gesellschafter Ella und Paul Hollender traten 1951 Oskar Volkmann, der mit der Witwe Walter Hollenders verheiratet war, sowie Jürgen Thorer als persönlich haftende Gesellschafter in das nun als offene Handelsgesellschaft geführte Unternehmen ein.

Seit den 1950er Jahren wurden in Offenbach neue Veredlungsbetriebe aufgebaut. 1951 wurde die Thorer Fur Processing Company of South Africa Ltd. errichtet.

In den 1960er Jahren entstanden Reinigungsbetriebe in Berlin, Hamburg, Velbert im Rheinland und Oberpframmern bei München. 1967 wurde ein Zweigwerk in Sulzbach errichtet. 1978 wurde das Zweigwerk in Mühlheim übernommen.

Die Ende der 1980er Jahre einsetzende Krise der Pelz verarbeitenden Branche überstand das Unternehmen nicht. 1994 musste die Thorer & Co. GmbH, die zuletzt noch 150 Mitarbeiter beschäftigte, Konkurs anmelden.

Literatur

1883 - 1958: 75 Jahre Thorerfarbe, Frankfurt a.M. 1958.

350 Jahre Thorer. hrsg. von Thorer & Hollender, Frankfurt a.M. 1962.

100 Jahre Thorer & Co., Frankfurt a.M. 1983.

Hans Nill und Juliane Petersen: 1945 und danach. Was nicht in der Jubiläumsschrift steht, Offenbach 1986.