Abt. 118, Vereinigte Deutsche Metallwerke AG, Frankfurt a.M.

Umfang 71 lfd. m lfd. m
Laufzeit 1880 - 1988
Findmittel Datenbank; Findbuch, bearb. von Ute Mayer, 2005

Geschichte des Bestands

Der Bestand kam 1994 als Depositum der MG Vermögensverwaltungs AG als Rechtsnachfolgerin der VDM AG in das Hessische Wirtschaftsarchiv. Zuvor waren die Unterlagen Bestandteil des Unternehmensarchivs der Metallgesellschaft AG, Frankfurt a.M., gewesen.

Der Bestand umfaßt insbesondere Vorstandsakten sowie Bilanzen, Bilanzunterlagen, Prüfungsberichte, Protokolle und Fotos.

Noch im Jahr der Übernahme wurde die umfangreiche Sammlung von Geschäftsberichten, Jahresabschlüssen und Prüfungsberichten durch die studentischen Hilfskräfte Stefan Grathoff und Britta Treinen vorgeordnet und provisorisch erfasst.

Die Verzeichnung des Bestandes erfolgte seit Sommer 2003.

Geschichte des Unternehmens

Die Vereinigten Deutschen Metallwerke entstanden 1930 durch die Übernahme der Heddernheimer Kupferwerk und Süddeutsche Kabelwerk AG, Frankfurt a.M., durch die Berg-Heckmann-Selve AG, Altena i.W. Die Gründe der durch die Metallgesellschaft AG (die seit 1893 Hauptaktionärin war), Frankfurt a.M., angeregten Übernahme lagen in der Weltwirtschaftskrise, von der die Halbzeugindustrie massiv betroffen war. Die beteiligten Werke hatten bislang wegen nahezu identischer Produktpaletten untereinander konkurriert und auch eine Modernisierung sämtlicher Werksanlagen war überfällig.

Der Zusammenschluss bildete den vorläufigen Abschluss einer Konzentrationsbewegung in der deutschen Halbzeugindustrie, die bis in das Jahr 1909 zurückreichte, als die Aktiengesellschaft Heddernheimer Kupferwerk vorm. F.A. Hesse Söhne, Frankfurt a.M., mit der Süddeutschen Kabelwerke AG, Mannheim, zur Heddernheimer Kupferwerk und Süddeutsche Kabelwerk AG fusionierte.

Auch die Berg-Heckmann-Selve AG war durch mehrere Fusionen entstanden. 1921 hatten sich die 1861 gegründete Basse & Selve oHG und ihre Tochtergesellschaften zur Selve-Aktiengesellschaft zusammengeschlossen. Dieses Unternehmen fusionierte 1927 mit der 1853 gegründeten Carl Berg AG, Werdohl i.W., und der C. Heckmann AG, die 1819 als oHG in Duisburg gegründet und 1909 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war, zur Berg-Heckmann-Selve AG.

In einem Vertrag vom 8.8.1930 verpflichtete sich die Metallgesellschaft AG, gegen Überlassung eines entsprechenden Anteils neu auszugebender Aktien ihre durch die der Heddernheimer Kupferwerk und Süddeutsche Kabelwerke GmbH verwalteten Betriebe in die Berg-Heckmann-Selve AG einzubringen.

Auf der außerordentlichen Generalversammlung der Berg-Heckmann-Selve AG am 13.8.1930 wurde daraufhin die Neuordnung des Kapitals, die Genehmigung des Vertrags vom 8.8.1930 und die Umfirmierung in “Vereinigte Deutsche Metallwerke AG” beschlossen. Das Grundkapital des neu formierten Unternehmens betrug rund 30 Mio. RM.

Die Frankfurter Gruppe brachte die Niederlassungen Heddernheimer Kupferwerk in Frankfurt a.M. mit dem Drahtwerk in Gustavsburg, die Süddeutschen Kabelwerke in Mannheim mit Werken im Industriehafen und Neckarau sowie die Süddeutsche Metallindustrie in Nürnberg und die Metallverarbeitungsgesellschaft in Köln ein.

Von der westfälischen Gruppe stammten die Niederlassungen Carl Berg in Werdohl i.W. mit Werken in Werdohl, Eveking i.W. und Wilhelmstal, C. Heckmann in Duisburg mit Werken in Duisburg und Aschaffenburg sowie Basse & Selve in Al-tena i.W. mit Werken in Schwarzenstein, Linscheid, Bärenstein, Hünengraben und Küppersteg bei Köln.

Die Selbständigkeit der einzelnen Zweigniederlassungen blieb unter den alten Firmenbezeichnungen (Heddernheimer Kupferwerk GmbH, Frankfurt a.M.-Heddernheim; Basse & Selve GmbH, Altena i.W.; Carl Berg GmbH, Werdohl i.W.; C. Heckmann GmbH, Duisburg; Süddeutsche Metallindustrie GmbH, Nürnberg; Süddeutsche Kabelwerke GmbH, Mannheim) weitgehend erhalten. Jedoch wurden die Finanzen und das Steuer- und Rechnungswesen von der Zentrale in Altena i.W. betreut.


Rationalisierungsmaßnahmen

Einschneidende Änderungen wurden vor allem im Bereich der Produktion vorgenommen: Durch die Neuverteilung der Produktion wurde jede Fabrikategruppe nach Möglichkeit einer Fabrikationsstätte zugeordnet. So war die Hauptniederlassung Heddernheimer Kupferwerk in Frankfurt a.M. für Nichteisen-Metallhalb- und -fertigerzeugnisse, Sintermetalle und Kunststoffe zuständig. Die Zweigniederlassung Basse & Selve in Altena i.W. verarbeitete Reinnickel, Nickellegierungen, Neusilber, Stähle, weichmagnetische Werkstoffe, Heizleiter- und Widerstandswerkstoff, die Zweigniederlassung C. Heckmann in Duisburg Rohre, Bleche, Stangen, Formstücke aus Kupfer, Messing und Sonderwerkstoffe. Die Zweigniederlassung Köln war nun für Zinkbleche, Zinkbänder, Zinkätzplatten und Zinkoffsetdruckbleche zuständig, in der Zweigniederlassung Süddeutsche Metallindustrie in Nürnberg wurden Kupfer- und Messingrohre, Warmpreßteile, Aluminiumtuben und -dosen, Fließpreßformteile sowie Nieten aus Kupfer, Siluminium und Eisen gefertigt. Die Zweigniederlassung Carl Berg in Werdohl produzierte Messing- und Tombak-Halbzeuge sowie Aluminium und Aluminiumlegierungen in Form von Blechen, Bändern und Scheiben, ebenso Werkstoffe für den Karosserie- und Schiffsbau. Von der Zweigniederlassung Süddeutsche Kabelwerke in Mannheim wurde die Herstellung isolierter Leitungen, Kabel und Kabelgarnituren für Stark- und Schwachstrom sowie Planung und Bau vollständiger Kabelanlagen übernommen.

Im März 1934 wurde der Firmensitz von Einsal bei Altena i.W. nach Frankfurt a.M. verlegt.


NS-Zeit

Von dem wirtschaftlichen Aufschwung, insbesondere der Aufrüstung und der Kriegswirtschaft der dreißiger Jahre profitierte auch die Auftragslage der VDM. Seit 1933 wurden mehrere Werke für die Fabrikation von Leichtmetallen ausgebaut und eine Anlage zur Herstellung von Aluminiumdraht errichtet. In die gleiche Zeit fällt auch die Gründung einer Kupferbergbau-Gesellschaft. Die ursprünglich wohl geplante weitergehende Konzentrierung und Rationalisierung der Werksanlagen wurde dadurch nicht mehr realisiert.

Insbesondere auch durch das dem Unternehmen auferlegte Luftwaffenrüstungsprogramm erhöhte sich die Zahl der Beschäftigten bis 1939 auf 21.000. Die wachsende Bedeutung der Luftfahrtsektors brachte auch eine erhöhte Einflussnahme der Reichsbehörden auf das Unternehmen mit sich. Das Unternehmen reagierte darauf zum 10. Juli 1942 mit einer Änderung der Unternehmensstruktur: Das Luftwaffenprogramm wurde als eigenständige Gesellschaft “VDM-Luftfahrtwerke GmbH”, Frankfurt a.M., ausgegliedert. Die Niederlassungen wurden gleichzeitig in selbständige Organgesellschaften umgewandelt, die als VDM-Halbzeugwerke GmbH, Frankfurt a.M.-Heddersheim, VDM-Halbzeugwerke GmbH, Altena i.W., VDM-Halbzeugwerke GmbH, Duisburg, VDM-Halbzeugwerke GmbH, Eveking i.W., VDM-Halb-zeugwerke GmbH, Köln, VDM-Halbzeugwerke GmbH, Hildesheim, VDM-Halbzeugwerke GmbH, Nürnberg, VDM-Kabelwerke Südkabel GmbH, Mannheim und VDM Sintermetallwerke GmbH, Ettlingen firmierten.

Als Geschäftsführer der neuen Gesellschaften wurden einige der bisherigen Vorstandsmitglieder eingesetzt, die übrigen verblieben im Vorstand der nunmehr als Holding fungierenden Vereinigten Deutschen Metallwerke AG.


Luftfahrtsektor

Seit den dreißiger Jahren engagierte sich die VDM - auch mit Unterstützung des Reichsluftfahrtministeriums - zunehmend im Luftfahrtsektor und belieferte neben der zivilen Luftfahrt auch die Luftwaffe. Erfolgreich wurde vor allem der sogenannte “VDM-Verstellpropeller”. In Hamburg entstand seit dem 22. April 1935 auf dem früheren Gelände der Altonaer Maschinenfabrik AG die Zweigniederlassung Hamburg-Altona und am 20. Juni 1936 wurde die Hamburger Metallverarbeitungs GmbH als Zweigniederlassung Metverges gegründet. Beide Zweigniederlassungen wurden zum 30. September 1940 zur Zweigniederlassung Hamburg-Altona verschmolzen.

Gleichzeitig entstand auf dem Gelände der stillgelegten Maschinenfabrik Gebr. Propfe in Hildesheim eine neue Anlage für Leichtmetallformguss als Zweigniederlassung Hildesheim, die im März 1935 die Produktion aufnahm.

Zum 1. Oktober 1942 wurden der Luftfahrtbereich als “VDM-Luftfahrtwerke GmbH” mit Sitz in Frankfurt a.M. ausgegliedert, 1943 erfolgte rückwirkend zum 1.10.1942 die Umgründung der Gesellschaft in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 80 Mio. RM, wobei die in Reichsbesitz befindliche Bank der Deutschen Luftfahrt 75 % der Anteile übernahm.

Auf staatliche Anordnung mussten die Werke in Hamburg und Heddernheim u.a. nach Mitteldeutschland, Schlesien und Metz verlagert werden. Gleichzeitig firmierte das Unternehmen in “Continentale Metall AG” (später GmbH) mit formalem Sitz in Berlin um

.

Nach dem Krieg brach die Produktion zunächst völlig zusammen. Nach dem Rückkauf aller Anteile durch die VDM wandte sich das Unternehmen der Entwicklung und Fertigung auf dem Kunststoffsektor zu. Das Werk in Hildesheim wurde bis 1948 als Gießerei von der VDM weiterbetrieben und dann verkauft, ebenso wie das Werk Küppersteg, das seit Kriegsende stillgelegt war.


Kriegsende

Bei Kriegsende waren Gebäude und Fabrikeinrichtungen vieler Werke durch Fliegerangriffe stark zerstört. Zunächst wurden auf Anweisungen der Alliierten alle Werke stillgelegt. Sie konnten erst Ende 1945 oder im Laufe des Jahres 1946 mit dem Wiederaufbau beginnen.

Mit Wirkung zum 21. März 1951 beschloss die Hauptgesellschaft der VDM, die 1942 durchgeführte Umstrukturierung des Unternehmens rückgängig zu machen und zur früheren Konzernstruktur mit sechs juristisch selbständigen Niederlassungen in Altena i.W., Duisburg, Köln, Werdohl i.W., Nürnberg und Mannheim zurück zu kehren.

Zu dieser Zeit hatte sich VDM zum weltweit größten Hersteller und Vertreiber von Roh-, Halb- und Fertigerzeugnissen aus NE-Metallen und Legierungen entwickelt. Der Aufschwung, der seinen Höhepunkt im besten Geschäftsjahr der VDM 1960/61 fand, mündete in einen kontinuierlichen Rückgang der Ergebnisse, bis schließlich im Geschäftsjahr 1966/67 keine Dividende ausgeschüttet werden konnte. Dabei verloren vor allem traditionelle Segmente wie Kupfer- und Messingrohre, Standardkupferbleche und Standard-Aluminium-Walzfabrikate Marktanteile. Den wirtschaftlichen Problemen versuchte das Unternehmen zunächst nicht durch Schrumpfung, sondern durch Expansion zu begegnen. So erwarb die Vereinigte Deutsche Metallwerke AG in diesem Zeitraum u.a. Anteile an der Westfälischen Kupfer- und Messingwerke AG in Lüdenscheid und übernahm 1970 die Aktienmehrheit an der Haendler & Natermann AG in Hannoversch Münden sowie 1975 die Vereinigte Zinkwerke GmbH, Stolberg. Die Unternehmensstruktur, die den Niederlassungen eigenständige Planungskompetenzen einräumte, während sich die Tätigkeit der Zentrale weitgehend auf Finanzen, Steuern und die Erstellung der Bilanzen beschränkte, verhinderte jedoch eine einheitliche Geschäftspolitik und begünstigte auch unglückliche oder inkonsequent verfolgte Investitionen und Beteiligungen.

Diesen Schwierigkeiten versuchte das Unternehmen im Jahr 1969 durch eine Neustrukturierung zu begegnen, indem die einzelnen Werke in neugeschaffenen Geschäftsbereichen zusammenfasst wurden:

Trotz Auflösung der Reserven und Übernahme der Verluste durch die mit einem Beherrschungsvertrag verbundenen Muttergesellschaft Metallgesellschaft AG verzeichnete das Unternehmen weiterhin rückläufige Umsatzzahlen. Die seit Ende der 1970er Jahre verstärkt durchgeführten Rationalisierungsmaßnahmen, wie Stillegung der Rohrfertigung in Nürnberg und Zusammenfassung der Gießereiaktivitäten des Geschäftsbereichs Nickel in Unna, und die noch 1980 zum 50jährigen Jubiläum des Unternehmens angekündigte Neuausrichtung von einer reinen Halbzeugproduktion mit großer Produktionsbreite hin zur Konzentration auf die Geschäftsbereiche Nickeltechnologie, Verpackung, Kfz-Teile sowie Blei und Zink konnten letzten Endes den stückweisen Ausverkauf des Unternehmens nicht verhindern. Auch die mit der Umstrukturierung einher gehende Verminderung der Beschäftigtenzahlen von 14.200 Mitarbeitern zu Beginn der 1970er Jahre auf 6.700 Mitarbeiter im Jahr 1979 brachte nicht den erhofften Erfolg.

Bereits 1973 war das Werk Duisburg an die Mannesmann Röhrenwerke AG verkauft worden, 1978 wurde das Presswerk Werdohl stillgelegt. Die wohl spektakulärsten Maßnahme stellte jedoch die Stillegung des Werks Frankfurt-Heddernheim am Unternehmenssitz zum 31. März 1982 dar, nachdem sich die Ergebnisse des Standorts im Geschäftsjahr 1980/81 weiterhin verschlechtert hatten. 1.700 Arbeitsplätze gingen verloren, der Maschinenpark wurde noch im gleichen Jahr versteigert und auf dem ehemaligen Werksgelände in Frankfurt-Heddernheim entstand das neue Verwaltungszentrum die Ingenieurfirma Lurgi GmbH, gleichfalls eine Tochter der Metallgesellschaft AG.

Nach dem sich VDM sukzessive von allen Produktionsstätten und Beteiligungen getrennt hatte, änderte sie zum 13. Juli 1988 ihre Firmierung in “MG Vermögensverwaltung AG” und befaßte sich seither mit Erwerb, Verwaltung und Veräußerung von Grundstücken und Beteiligungen. Auf Grund des Verschmelzungsvertrags vom 29. September 1994 übernahm MGVV die MG Immobilien GmbH. 2004 erfolgte die Umwandlung der Aktiengesellschaft in eine GmbH unter der Bezeichnung “MG Vermögensverwaltung GmbH” (eingetragen ins Handelsregister am 15. Dezember 2004).

Literatur

Heddernheimer Kupferwerk und Süddeutsche Kabelwerk AG Frankfurt am Main und Mannheim. Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Aktiengesellschaft und des 65jährigen Bestehens des Unternehmens 1853 - 1893 - 1918. Frankfurt am Main 1918.

25 Jahre VDM [1930 - 1955]. Hrsg. von den Vereinigten Deutschen Metallwerken A.G., Frankfurt am Main 1955.

Neu organisiert. Hrsg. von der Vereinigten Deutschen Metallwerke AG, Frankfurt a.M., 1969.

Wilhelm Hesse, Basse & Selve Altena (Westf.) im Wandel der Zeiten seit der Gründung bis in das Jahr 1954. Altena 1954.

Norbert Janetzke, Von Waschkesseln über Lokomotivfeuerbüchsen zur Elektrizität. Ein Beitrag zur Geschichte der Industrialisierung der Kupferwerkstätten in Deutschland. Auf den Spuren der Fabrikantenfamilie Hesse in Olpe - Hohenlimburg - Heddernheim - Berlin, Espenau 1993.
Abt. 118, Nr. 149-151, Nr. 156, 393, 397, 1097.

Firmenakte der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main.