Abt. 113, Frank Aktiengesellschaft

Umfang 49 lfd. m
Laufzeit 1740 - 1994
Findmittel Datenbank; Findbuch, bearbeitet von Ute Mayer, 2010.

Geschichte des Bestands

Der Bestand, 49 lfd. m, wurde 1994 in mehreren Ablieferungen als Schenkung aus der Konkursmasse der Frank Aktiengesellschaft übernommen.

Der Schwerpunkt der Überlieferung auf dem Werk Adolfshütte bzw. auf der Verwaltung in Niederscheld. Von den übrigen Werken haben sich nur vereinzelt Unterlagen erhalten, wie etwa Stammrollen des Reddighäuser Hammers. Durch Kriegseinwirkungen gingen ein Großteil der Personalunterlagen verloren. Aufgrund der sehr engen Beziehungen der Familie Frank zu dem Unternehmen enthält der Bestand auch umfangreiche genealogische Unterlagen. Bedeutsam ist insbesondere auch die reiche fotografische Überlieferung des Unternehmens.

1982 wurden - wohl aus Anlass des 375-jährigen Bestehens des Niederschelder Hammers - ein Unternehmensarchiv eingerichtet, das vermutlich von Carl Rein betreut wurde.

Die Verzeichnung erfolgte seit 1994 durch Ute Mayer.

Geschichte des Unternehmens

Familie Frank

Über die gesamte Zeit seines Bestehens war die Frank AG eng mit der Familie Frank verbunden. Mitglieder der Familie kauften bzw. gründeten die verschiedenen Vorläuferunternehmen, aus deren Zusammenschluss die Aktiengesellschaft 1927 entstand. Bis zu ihrem Konkurs 1994 befand sie sich mit allen Anteilen im Besitz der Familie, und auch die Leitung des Unternehmens sowie der einzelnen Werke wurde bis auf wenige Jahre stets durch - z.T. eingeheiratete - Familienmitglieder wahrgenommen.

Die Franks entstammen einer hessen-darmstädtischen Pfarrer- und Beamtenfamilie. Auch die Unternehmensgründer hatten zunächst eine theologische Ausbildung in der Landesuniversität Gießen absolviert und waren als Pfarrer tätig gewesen, bevor sie später aus dem Dienst schieden, um sich ihren wirtschaftlichen Unternehmungen zu widmen.

Christian Frank (28.4.1787-5.7.1851) hatte nach seinem Theologiestudium in Gießen 1812 die Nachfolge seines Vaters als Pfarrer in Vöhl angetreten. 1831 wurde er zum geistlichen Inspektor und 1833 zum Dekan des Dekanats Itter ernannt. Wegen seines politischen Engagements für großdeutsche und freiheitliche Ideen geriet er jedoch in Konflikt mit der Landesregierung in Darmstadt und wurde 1834 auf eine nur unzureichende dotierte Pfarrstelle nach Hatzfeld strafversetzt. Um sich und seiner Familie eine bessere Existenzgrundlage zu schaffen, gründete er mit Hilfe des als Mittelsmann fungierenden Daniel Reitz und mit finanzieller Unterstützung seines Bruders Georg 1836 in Reddighausen ein Hammerwerk, nachdem er sich bereits zuvor an der Bericher Hütte beteiligt hatte. 1838 schied er aus dem Pfarrdienst aus. In den Jahren 1841-1851 war Christian Frank neben seiner Tätigkeit im Unternehmen Abgeordneter der Zweiten Kammer in Darmstadt.

Der jüngere Bruder Georg Frank (27.5.1792-11.1.1848) war nach seinem Theologiestudium in Gießen zunächst mehrere Jahre als Hauslehrer tätig gewesen, u.a. von 1816 bis 1819 in der Industriellenfamilie Englerth in Eschweiler bei Aachen. Nachdem er im Winter 1819 eine Pfarrstelle in Freiensee b. Grünberg erhalten hatte, heiratete er 1829 Amalie Englerth (23.2.1798-7.5.1869), eine Tochter der Christine Englerth geb. Wültgens (14.8.1767-4.5.1838), der Gründerin des Eschweiler Bergwerkvereins in Kohlscheid. Das durch diese Heirat erworbene Vermögen sowie die wirtschaftlichen Verbindungen der Familie Englerth ermöglichten es Georg Frank und seinem Bruder Christian, sich in der Eisenindustrie des Lahn-Dill-Gebietes zu engagieren. Von 1830 bis 1840 hatte Frank die Pfarrstelle an der Stiftskirche in Lich inne. Nach dem Tod seiner Schwiegermutter und weiteren Todesfällen in der Familie Englerth trat er 1838 in den Verwaltungsrat des Eschweiler Bergwerksvereins ein und schied daher 1840 aus dem Pfarrdienst aus.

An den beiden Unternehmen Reddighäuser Hammer und Adolfshütte, die in der Anfangsphase eng kooperiert hatten, besaßen beide Brüder Anteile. Nach dem frühen Tod Georg Franks 1848 kam es zur Bereinigung der Besitzanteile, so dass sich die Adolfshütte schließlich im alleinigen Besitz der Nachkommen Georg Franks befand, der Reddighäuser Hammer dagegen im Besitz der Nachkommen Christian Franks. 1913 wurden die beiden Werke schließlich wieder zusammen geführt.


Adolfshütte

Niederschelder Hammer

Die Tradition der Eisengewinnung und verarbeitung im Lahn-Dill-Gebiet reicht bis in die La-Tene-Zeit zurück. Nach der ersten urkundlichen Erwähnung, der Schenkung einer Eisengrube an das Kloster Lorsch im Jahr 780, sind 1444 im Dillenburger Raum sieben Eisenhütten und -hämmer bezeugt. Unmittelbarer Vorläufer der Adolfshütte war ein Schmiedehammer in Niederscheld, der 1606 von Graf Georg von Nassau errichtet wurde. 1766 wurde der Schelder Hammer zusammen mit dem Holzkohlehochofen in Haiger einem Hüttenverwalter unterstellt.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Hammerwerk von wechselnden Pächtern betrieben: seit 1812 durch den Hammerschmied Breitenstein, ab 1816 durch Peter Klein aus Dillenburg, seit 1818 durch Louis Stöcker aus Herbsen b. Arolsen, der den Vertrag 1830 vorzeitige auflöste. Nachdem 1830 eine Verpachtung an den Drahtfabrikanten Sully Basse an der zu langwierigen Vertragsabwicklung gescheitert war, wurde der Hammer 1831 zum Verkauf angeboten. Die Forderungen des einzigen Bieters Marquard Georg Eyfriedt aus Frankfurt a.M. nach einer Konzession für eine Eisenhütte sowie auf langfristige Lieferung von Eisenstein aus den herzoglichen Gruben waren für die Domanialverwaltung jedoch inakzeptabel. Ein schließlich mit Ludwig August Göbel und Wilhelm Ernst Haas geschlossener Pachtvertrag lief 1838 aus.


Frank & Giebeler

Am 29.4.1839 ersteigerte Christian Frank aus Reddighausen für 6.000 Gulden das Niederschelder Hammerwerk mit seinen Wasserrechten, für das der Domänenfiskus bereits am 2.9.1831 eine Konzession zur Umwandlung in eine Eisenhütte erteilt hatte. Gegen die Pläne des neuen Eigentümers zur Umwandlung des Hammers in eine Hütte formierte sich Widerstand: Nachdem ein Gesuch der Stadt Dillenburg, die Anlage der Hütte durch Frank nicht zu gestatten, erfolglos geblieben waren, gaben die Hüttendirektoren des Burger Hammers, Goebel und Haas, die den Niederschelder Hammer im Zeitraum 1832-1838 gepachtet hatten, am 10.7.1839 ein nachträgliches Gegengebot zum Kauf oder zur langfristigen Pachtung des Niederschelder Hammers zu den von Frank gebotenen Konditionen ab. Letztlich blieben diese Bemühungen jedoch erfolglos.

Noch vor der Versteigerung hatte Christian Frank mit dem aus dem Siegerland stammenden Berginspektor Carl Giebeler (15.9.1812 - 14.7.1880) aus Dillenburg am 23.4.1839 einen Vertrag über ein gemeinschaftliches Betreiben des Hammers unter der Firmierung “Frank & Giebeler” geschlossen, der festsetzte, dass Frank zwei Drittel und Giebeler ein Drittel des Betriebskapitals aufbringen sollte. Ein Nachtrag vom 15.8.1839 räumte Frank das Recht zur Aufnahme eines weiteren Teilhabers in das Unternehmen ein. Tatsächlich war die weitgehende Beteiligung von Christian Franks Bruder Georg an der neuen Gesellschaft wohl von Anfang an geplant gewesen.

Der Gesellschaftsvertrag von “Frank & Giebeler” vom 13.11.1839 verteilte das Kapital der Gesellschaft von 36.000 Gulden zu gleichen Teilen auf Christian Frank, Carl Giebeler sowie die um 1830 von Carl Englerth und Matthias Hubert Cünzer gegründete Eisengießerei mit Walzwerk “Englerth & Cünzer” in Eschweiler-Pumpe-Stich, die durch Georg Frank vertreten wurde. Die Geschäftsleitung übernahm Carl Giebeler gegen ein Jahresgehalt von 1.000 Gulden.

Der Gesellschaftsvertrag vom 13.11.1839 war am 26.6.1849 bis zum 30.6.1852, am 24.4.1852 bis zum 31.12.1860 und 7.9.1860 bis zum 31.12.1863 verlängert worden. In der gesamten Zeit wurden die Geschäfte der Adolfshütte von Carl Giebeler geführt, der zwischenzeitlich ein Jahresgehalt von 2.000 Gulden bezog.

Bis 1850 hatten die Brüder Christian und Georg Frank bzw. ihre Familien Anteile sowohl an der Adolfshütte als auch dem Reddighäuser Hammer besessen. Nach dem Tod Georg Franks kam es am 11.5.1850 zu einem Tausch der Besitzanteile und zum Ausscheiden von Christian Frank aus der Frank & Giebler oHG.

Mit dem Tod von Dr. Mathias Hubert Cünzer am 19.4.1869 ging die Gesellschaft Englerth & Cünzer zu Eschweiler Pümpchen und damit auch die Beteiligung dieses Unternehmens an der Frank & Giebler oHG in den alleinigen Besitz von Amalie Frank über. Nachdem auch Amalie Frank am 7.5.1869 gestorben war, wurde mit einem neuen Gesellschaftsvertrag vom 15.9.1869 festgesetzt, dass Englerth & Cünzer nach Ablauf des Geschäftsjahrs 1869 aus dem Unternehmen ausscheiden und ihr Unternehmensanteil direkt auf die Kinder Amalie Franks, Luise, Carl, Friedrich und Georg, übergehen sollte, die somit zusammen mit der von Amalie Frank persönlich besessenen Beteiligung ab dem 1. Januar 1870 gemeinsam zwei Drittel des Unternehmens besaßen.

Als Carl Giebeler mit Wirkung zum 31.12.1873 aus dem Unternehmen ausschied, verkaufte er seinen Anteil an den Sachwerten für 40.000 preußische Taler an die Geschwister Frank. Er beließ zunächst den ihn gehörenden Anteil am Geschäftskapital im Unternehmen und wurde bis 1884 in Raten ausbezahlt. In einem Gesellschaftsvertrag vom 5.4.1875 zwischen Luise Frank, Carl Frank zu Friedrich Frank und Dr. Georg Frank wurde bestimmt, dass bis zur völligen Auszahlung von Giebeler die Gewinnausschüttung an die Teilhaber beschränkt sein sollte.

Da die drei Brüder bereits durch die Leitung anderer Werken gebunden waren - Carl Frank in Eschweiler, Friedrich Frank in Nievern und Dr. Georg Frank in Küppersteg - wurde die Adolfshütte weiterhin angestellten Geschäftsführern überlassen.


Entwicklung des Werks

Schon früh hatte Christian Frank durch eine Beteiligung an der Bericher Hütte die Eisenversorgung des Werks in Reddighausen sicherzustellen gesucht. Die 1840 in Niederscheld errichtete Eisenhütte, die nach dem regierenden Herzog “Adolfshütte” genannt wurde , sollte nun sowohl das Niederschelder Hammerwerk als auch den Reddighäuser Hammer mit Roheisen versorgen. Neben dem Holzkohle-Hochofen mit Schlackenpoche konnte 1841 eine zusätzlich zur Hammerschmiede betriebene Eisengießerei in Betrieb genommen werden, in der Kochtöpfe sowie die ersten gusseisernen Zimmeröfen gefertigt wurden. Das Unternehmen verarbeitete Eisenstein, den es aus dem oberen Scheldetal bezog, wo es im Laufe der 1840er und 1850er Jahre eine Reihe von Eisensteingruben erwarb, von denen die Grube Handstein bei Oberscheld sich als besonders ergiebig erwies. Bis zur Inbetriebnahme des Georgsstollens 1894 wurde das Erz dort im Tagebau gewonnen.
Unter der sehr schlechten wirtschaftlichen Lage mit massivem Preisverfall, die in den Jahren 1845 bis 1850 herrschte, litt auch die Adolfshütte. Trotzdem konnte das Unternehmen 1856 zwei Puddelöfen errichten und 1857 das benachbarte Puddelwerk von Göbel & Haas mit zwei Puddelöfen und einem Drahtzug erwerben. 1858 wurde der Hochofen, der bisher mit einem wassergetriebenen Gebläse gearbeitet hatte und bei Wassermangel stillstehen musste, mit einem Dampfgebläse ausgestattet. In diesem Jahr wurden 1.200 t Roheisen und 325 t Gusswaren erzeugt. 1861 erfolgte die Anschaffung einer Dampfmaschine.
Durch die 1862 fertig gestellte Eisenbahnstrecke Deutz-Gießen wurde die Adolfshütte, später auch die Grube Handstein (1874) an das Eisenbahnnetz angeschlossen, was den Bezug von Brennmaterial sowie die Erschließung neuer Absatzmärkte begünstigte.
Ende der 1870er Jahre wurde aufgrund konjunktureller Schwierigkeiten der Betrieb der Puddelöfen eingestellt. Die strukturelle Entwicklung des Unternehmens zu einem reinen Gießereibetrieb, die sich bereits in den vorausgegangenen Jahren angedeutet hatte, wurde schließlich 1888 vollzogen: Am 20.10.1888 wurde der wegen der hohen Holzkohlepreise unrentable Holzkohle-Hochofen niedergeblasen und die beiden bereits im Vorjahr errichteten Kupolöfen in Betrieb genommen. Bis zur Jahrhundertwende hatte das Unternehmen den Wandel von der Eisenschaffenden zur Eisenverarbeitenden Industrie vollzogen, auch wenn die seit 1892 betriebene Drahtflechterei 1896 als unrentabel wieder aufgegeben werden musste.


Frank’sche Eisenwerke GmbH, Adolfshütte

Nachdem mit dem Ausscheiden Giebelers das Unternehmen völlig in den Besitz der Familie Frank gelangt war, erfolgte am 1.5.1897 die Umwandlung der “Frank & Giebeler oHG” in eine Familiengesellschaft, die unter “Frank’sche Eisenwerke GmbH, Adolfshütte” firmierte. Geschäftsführer wurde Fritz Franks Sohn Julius (8.7.1865-20.2.1940), der auch in den Fachverbänden der Herd- und Ofenindustrie und des Gießereiwesens aktiv war und 1920-1933 als Vorsitzender der IHK Dillenburg amtierte. In den Aufsichtsrat traten Fritz Frank als Vorsitzender sowie Dr. Georg Frank und Regierungsassessor Georg Frank ein.

Die Produktion des Werks bestand vor allem aus eisernen Zimmeröfen und Herden, die unter der Marke “Oranier” vertrieben wurden. Nachdem bereits um 1900 Betriebsschlosserei und Modellwerkstatt neu errichtet worden war, erfolgte 1909 der Bau eines Emaillierwerks zur Komplettfertigung von Irischen und Amerikaner-Dauerbrandöfen, deren Herstellung 1902 bzw. 1907 aufgenommen worden war. Seit 1907 verfügte das Werk auch über einen eigenen Gleisanschluss an die Eisenbahnlinie Gießen-Siegen-Köln und somit über verbesserte Transportmöglichkeiten.

Das Hammerwerk in Reddighausen, das sich im Besitz der Nachkommen von Christian Frank befand, wurde am 1.9.1913 gekauft und in das Unternehmen eingegliedert. Am 27.5.1916 wurde eine Interessengemeinschaft mit der Frank’schen Eisenwerke GmbH, Nievernerhütte, geschlossen, nachdem bereits 1907 eine Neustrukturierung der jeweiligen Fertigungsprogramme sowie der Absatzgebiete vereinbart worden war.

Während des Ersten Weltkriegs wurden zahlreiche Mitarbeiter zum Kriegsdienst eingezogen. Dem dadurch hervorgerufenen Arbeitskräftemangel begegnete das Unternehmen u.a. auch mit der Beschäftigung angelernter Frauen in der Produktion.

Das Kriegsende brachte eine Reihe von Veränderungen für das Unternehmen mit sich. 1919 wurde erstmalig ein Arbeiterausschuss gebildet. Zur Abwicklung der nun wieder aufgenommenen Exportgeschäfte wurde im gleichen Jahr die “Frank’sche Handelsgesellschaft KG” ins Leben gerufen.

1921 traten Hermann Roth und Bernhard Rolfes in die technische Leitung des Unternehmens ein. Rolfes übernahm die Leitung der Adolfshütte, der Nieverner Hütte, des Reddighäuser Hammers und der Bergbaubetriebe sowie der 1919 erworbenen Eisenhütte in Altenbeken i.W. Im gleichen Jahr ereignete sich im Werk Adolfshütte ein Großbrand, der die Schleiferei, die Lattenschreinerei, die neue Herdschlosserei, das Magazin und Teile der Dächer der Beschlagwerkstätten zerstörte. Bis 1923 wurden die Brandschäden behoben sowie im Technischen Verwaltungsgebäude ein Chemisch-Technisches Laboratorium eingerichtet. 1924 wurde die Fertigungspalette um Kohleherde ergänzt.

Wegen des Geschäftsrückgangs Mitte der 1920er Jahre erfolgte sukzessive eine Konzentrierung der Geschäftsfelder: 1925 wurde die Eisengießerei in Altenbeken i.W. stillgelegt und Anfang der 1930er Jahre verkauft. Zum Ende des Jahres 1925 wurde der Bergbau aufgegeben, der auch nach Aufgabe der Roheisenerzeugung 1888 weiter betrieben worden war, und die Eisenerzgrube Handstein bei Oberscheld stillgelegt, die bis zur Betriebnahme des Georgsstollens 1894 im Tagebau ausgebeutet worden war. 1927 verkaufte das Unternehmen schließlich alle Grubenfelder an die Buderus’schen Eisenwerke und die Burger Eisenwerke.


Reddinghäuser Hammer

Am 14.11.1836 erhielt Christian Frank, geistlicher Inspektor und Pfarrer in Hatzfeld, über den Mittelsmann Daniel Reitz aus Reddighausen eine Konzession für die Errichtung eines Hammerwerks in Reddighausen bei Battenberg.

Bereits am 18.8.1836 konnte der Betrieb aufgenommen werden: Mit zwei Schwanzhämmern wurden einfache Stahlerzeugnisse, insbesondere Nagelstahl für die Heimarbeit ländlicher Nagelschmiede, später auch Teile für landwirtschaftliche Geräte gefertigt. 1838 legte Christian Frank sein Amt als Pfarrer von Hatzfeld nieder und leitete von nun an das Werk unter der Firmierung “Christian Frank, Reddighäuser Hammer”. Er erwarb den ehemaligen Witwensitz der Gräfinnen zu Hatzfeld auf Abbruch und ließ ihn in Reddighausen als Verwaltungs- und Wohngebäude wieder aufbauen.

Um die Versorgung des Hammerwerks mit Rohstahl sicherzustellen, beteiligte sich Frank 1839 am Kauf des Niederschelder Hammers und der Umwandlung in eine Eisenhütte, wobei offensichtlich auch Überlegungen zu einer alternativen Umwandlung des Reddighäuser Werks in eine Hütte bestanden.

Durch einen Tauschvertrag vom 11.5.1850 bereinigten Christian Frank und seine Schwägerin Amalie Frank geb. Englerth ihre wechselseitigen Beteiligungen am Reddighäuser Hammer und der Adolfshütte: Christian Frank übertrug seine Hälfte des von ihm uns seinem Bruder gemeinsam besessenen Drittels an Frank & Giebeler auf Amalie Frank, die ihrerseits ihre Hälfte an “Christian Frank, Reddighäuser Hammer” an Christian Frank abtrat und zudem weiteren Teilhaber des Reddighäuser Hammers insgesamt 6.664 Gulden zahlte (1.855 Gulden an Carl Frank, Pfarrer in Obernburg, 1.408 Gulden an Daniel Schlich, Pfarrer in Langgöns bei Gießen sowie 3.400 Gulden an Leonhard Frank, Advokat in Gießen). Die Bestimmungen dieses Vertrags lassen vermuten, dass Christian Frank für seine Unternehmensgründung von Anfang an die finanzielle Unterstützung seines Bruders Georg hatte.

Nur zwei Monate später starb Christian Frank am 5.7.1851 in Darmstadt, wo er sich im Rahmen seiner Tätigkeit als Abgeordneter aufhielt. Seine Nachfolge in der Leitung des Unternehmens übernahmen seine Söhne Wilhelm (30.6.1829-23.8.1889) und Otto (21.9.1936-20.4.1873) gemeinsam mit Daniel Reitz.

In den Jahren 1862-1867 wurde das Unternehmen durch die Aufstellung neuer Hämmer, die Errichtung eines Flussbettes sowie den Bau neuer Gebäude erweitert. Die günstige Entwicklung endete 1873, als der Tod des jüngeren Bruders Otto dem Unternehmen 28.000 Gulden entzog.

Nachdem Wilhelm Frank am 23.8.1889 auf einer Reise an Herzschlag gestorben war, fiel das Hammerwerk an seinen Sohn Reinhard (von) Frank, der jedoch wegen seiner Tätigkeit als Hochschullehrer die Leitung nicht selbst übernahm, sondern einen Geschäftsführer einstellte.

In der Folgezeit wurde zur Erzeugung von Elektrizität ein Stauweiher angelegt und die Fertigung vor allem auf Pflugersatzteile verlagert. 1910 erhielt das Hammerwerk einen eigenen Gleisanschluss.

Am 1.9.1913 verkaufte Prof. Reinhard von Frank den Reddighäuser Hammer einschließlich der Wassernutzungsrechte an der Eder an die Frank’schen Eisenwerke GmbH, Adolfshütte. Das Werk wurde in die bestehende Gesellschaft eingliedert; Reinhard von Frank erhielt einen Kaufpreis von 25.000 Mark und wurde mit 80.000 Mark Stammkapital am Gesamtunternehmen beteiligt.

Während des Ersten Weltkriegs stagnierte das Werk. Nach der Ernennung von Bernhard Rolfes zum technischen Leiter der Frank’schen Eisenwerke GmbH wurde der Hammer ausgebaut: Alle Betriebsgebäude wurden neu errichtet, die Schwanzhämmer durch elektrisch betriebene Luftdruckhämmer ersetzt und das Werk an die 20.000 Volt-Leitung angeschlossen. 1924 wurden die Wasserkraftanlage mit Turbinen ausgestattet und zur Verbesserung der Qualität der Erzeugnisse eine Härterei errichtet sowie die mechanische Bearbeitung mit Bohrmaschinen, Stanzen und Schleifmaschinen eingeführt.

Nachdem 1936, im Jahr des hundertjährigen Bestehens des Werks, Wolfgang Geisse die Leitung des Reddighäuser Hammers übernommen hatte, wurden die Betriebsanlagen durch Einführung geschlossener Kammeröfen anstelle offener Feuer sowie die Einrichtung einer Werkstatt mit Dreh- und Hobelbänken, Fräsmaschinen und Schleifautomaten modernisiert. 1939 wurden eine Schmiedewalze sowie ein 3000-kg-Schmiedehammer zur Herstellung von Winkelscharen aus einem Stück in Betrieb genommen.

Obwohl das Werk nicht von Kriegsschäden betroffen war, musste die Produktion nach Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst ruhen, da sowohl Kohlen als auch Stahl fehlten. Erst im Januar 1946 konnte die Fertigung wieder aufgenommen werden. Seit 1951 nahm das Hammerwerk durch eine Spezialisierung auf die Ausführung von Sonderanfertigungen sowie die Ausweitung des Fertigungsprogramms auf Pflugkörper einen Aufschwung. In den Jahren 1959-1972 wurden die Fabrikhallen neu errichtet und das Versandlager erweitert.

1971 trat der langjährige Werksleiter Wolfgang Geisse in den Ruhestand; Nachfolger wurde sein Sohn Jürgen Geisse, der die Modernisierung und Rationalisierung der Fertigung betrieb und u.a. einen Drehherd-Schmiedeofen in Betrieb nahm.

Das Werk der Gebrüder Eberhardt KG in Unterelchingen bei Ulm, das die Frank’schen Eisenwerke 1980 erworben hatten, wurde 1988 aufgegeben und die dortige Pflugersatzteilfertigung zum Reddighäuserhammer verlagert


Nievernerhütte

1861 beteiligte sich Amalia Frank geb. Englerth zusammen mit Friedrich Frank und Julius Wurmbach an der Gründung des “Nieverner Bergwerks- und Hüttenverein AG, Nieverner Hütte”. Der am 22.1.1861 geschlossene Gesellschaftsvertrag legte fest, dass die Familie Grisars die am 31.5.1671 durch Peter Michael Mariotte gegründete Nieverner Hütte auf die neue Aktiengesellschaft übertrugen und als Gegenleistung 200.000 Gulden erhielten, von denen Amalie Frank 100.000 Gulden, Friedrich Frank 60.000 Gulden und Wurmbach 40.000 Gulden aufbrachten.

Von den 440 ausgegebenen Aktien im Nennwert von je 1.000 Gulden erhielt die Familie Grisar 300 (132 Charles Grisar und je 42 Felix Grisar, Juliette Falcon, Gustav Martin Grisar und Julius Armand Grisar), Amalie Frank 100, Friedrich Frank 60 und Julius Wurmbach 40. Die Führung der Geschäfte übernahmen Friedrich Frank und Julius Wurmbach. Am 1.4.1872 kaufte die Familie Frank die Geschäftsanteile der Familie Grisar. Da Julius Wurmbachs bereits 1871 ausgeschieden war, befand sich das Unternehmen nun im alleinigen Besitz der Geschwister Frank.

In den 1880er Jahren wurde die Eisenerzverhüttung aufgegeben und das Werk als reiner Gießereibetrieb weitergeführt.

1903 wurde der “Nieverner Bergwerks- und Hüttenverein AG” in die “Frankschen Eisenwerke GmbH, Nieverner Hütte” umgewandelt.

Am 27.5.1916 schloss die Gesellschaft, die sich im Besitz von Fritz Frank, Nieverner Hütte, und Georg Frank, Engers, befand, eine Interessengemeinschaft mit der “Frank’schen Eisenwerke GmbH, Adolfshütte”.

Ende des Jahres 1931 wurde das zuletzt unwirtschaftlich arbeitende Werk, das vor allem Gusskochgeschirre und Kesselöfen fertigte, wegen der Konzentrierung der Erzeugnisse im Werk Adolfshütte geschlossen. 1937 wurden Produktion und Maschinen des Werks in die Adolfshütte überführt und das Gelände der Nieverner Hütte an Nikolaus Köhler verkauft.


Zusammenschluss zur “Frank’schen Eisenwerke AG”

Am 27.5.1927 wurden die im Besitz der Familie Frank befindlichen Gesellschaften “Frank’sche Eisenwerke GmbH, Adolfshütte”, “Frank’sche Eisenwerke GmbH, Nieverner Hütte” sowie die 1919 zum Vertrieb der Erzeugnisse gegründete “Frank’sche Handels-Gesellschaft KG” in eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Niederscheld überführt, die als “Frank’sche Eisenwerke AG” firmierte. Das Stammkapital der Aktiengesellschaft konnte durch Neuzeichnungen auf 4 Mio. RM erhöht werden, an denen die Cape Trust and Investment Company (Familie Rolfes) mit 250.000 RM als neue Aktionärin beteiligt war. Durch den Gesellschaftsvertrag der “Schutzvereinigung der Aktionäre” wurde sichergestellt, dass die Aktien des Unternehmens auch künftig im Besitz der Familie Frank verbleiben würden. Die Schutzvereinigung regelte Käufe und Verkäufe von Aktien im Kreis der Aktionäre und übte das Stimmrecht für die Aktien in der Hauptversammlung der Frank’schen Eisenwerke AG aus.

Das Unternehmen produzierte in dieser Zeit in den Werken Adolfshütte und Nieverner Hütte vornehmlich Herde und Öfen der Marke “Oranier”, die von Walter Gropius und später von Wils Ebert entworfen wurden. Eine wesentliche Entwicklung hinsichtlich der Formgebung stellte der 1926 neu gefertigte Oranier-Anthrazitofen nach einem Entwurf von Gropius dar. Das Werk Reddighäuser Hammer stellte Pflugkörper und Pflugersatzteile her.

1928 wurde in der Adolfshütte das erste Form- und Gießfließband in Betrieb gestellt und die Fertigung von Gasherden aufgenommen. 1932 wurde eine Maschinenfabrik zur Herstellung von Spezialtextilmaschinen und Kunstleder-Maschinen gegründet, deren Fertigungsprogramm von der aufgelösten Niederlahnsteiner Maschinenfabrik übernommen wurde. Seit 1934 stellte das Werk auch Elektroherde her.

Nach 1933 verhielt sich das Unternehmen gegenüber den neuen politischen Verhältnisse angepasst. Die beiden Vorstandsmitglieder Rolfes und Blum traten der der NSDAP bei, und auch die Hälfte der Belegschaft waren Mitglieder der NSDAP oder der SA. In der Arbeitsfront waren sogar 85 % der Mitarbeiter organisiert. 1935 erreichte das Unternehmen mit 1.500 Mitarbeitern den höchsten Beschäftigtenstand vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Rahmen der betrieblichen Sozialmaßnahmen wurde 1936/37 eine Werksküche eingerichtet und 1937 eine Werkskapelle gegründet sowie eine neue Lehrwerkstatt für Formerlehrlinge in Betrieb gestellt.

1941 wurde die Adolfshütte im “Leistungskampf der deutschen Betriebe” mit dem “Gaudiplom für hervorragende Leistungen” ausgezeichnet.

Während des Zweiten Weltkriegs fertigte das Unternehmen kriegswichtige Produkte und lieferte nicht nur Öfen, Feldküchen und Geschosshülsen an die Wehrmacht, sondern auch Teile für den Heinkel-Jägers He 162 (Deckname Schildkröte) an die Mittelwerk GmbH in Halle. In dieser Zeit wurden sowohl Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen als auch Kriegsgefangene in der Produktion eingesetzt.

Die Schäden eines Großbrands, der 1942 das alte Magazingebäude, die Dächer des neuen Magazins und mehrere Fertigungsstätten im Werk Adolfshütte zerstörte, konnten durch zügigen Neuaufbau beseitigt werden. Im gleichen Jahr wurden 59.187 Öfen gefertigt.

Durch mehrere Fliegerangriffe im Winter 1944/45, insbesondere aber durch die Angriffe am 25. und 28. Februar wurde das Werk zu 85 % zerstört. Nachdem das Werk Adolfshütte am 28.3.1945 durch US-Truppen besetzt worden war, kam die Produktion zum Erliegen, bis die Militärregierung im Juli 1945 eine Produktionsgenehmigung erteilte. Bereits am 9.7.1945 konnte der erste Guss, zunächst vor Allem zur Herstellung von Guss-Kleinherden, Bratpfannen und einigen wenige. Gussöfen, erfolgen. 25.3.1946 wurde durch das Landeswirtschaftsamt in Wiesbaden endgültige Produktionsgenehmigung erteilt.

Ende September 1945 mussten Bernhard Rolfes und der kaufmännische Direktor Wilhelm Blum wegen ihrer Zugehörigkeit zu NS-Organisationen aus dem Vorstand ausscheiden. Schließlich konnten nach mehrfachen Interventionen der Mitarbeiter zu Gunsten von Rolfes, Ende Januar 1948 Blum und aum 8.7.1948 auch Rolfes in den Vorstand zurückkehren.

Zum 17.11.1945 war das Vermögen der Gesellschaft gemäß Gesetz 52 der Militärregierung der Vermögenskontrolle unterstellt worden. Als Treuhänder wurden zunächst Rolfes, nach dessen Ausscheiden zum 1.9.1946 Bankdirektor Ernst Mertz aus Dillenburg ernannt. Trotz massiver Zerstörungen stand die Adolfshütte auf der Demontageliste der Militärregierung; die angeordneten Demontagen wurden jedoch faktisch nicht vollzogen.

Seit Sommer 1947 konnte die Verwaltung, die für zwei Jahre nach Dillenburg verlagert worden war, nach Niederscheld in ein hergerichtetes Wohnhaus in der Schelderau übersiedeln. Zum Zeitpunkt der Währungsreform war das Unternehmen weitgehend arbeitsfähig. Der weitere Ausbau der Werksanlagen, zu denen insbesondere die Ausdehnung der Maschinenfertigung gehörte, wurde nach einem von Wils Ebert erstellten Generalbebauungsplan vorgenommen.

1952 wurde die Tochtergesellschaft Armaturenwerk Niederscheld GmbH mit einem Stammkapital von 2 Mio. DM zur Fertigung von Zubehörteilen für Ölbrenner und Gasöfen gegründet. 1954 begann das Unternehmen mit der Produktion von Ölöfen und erreichte 1957 mit 1.760 Mitarbeitern (einschließlich Armaturenwerk) den höchsten Stand nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit 1963 wurde die Produktpalette um Gasheizautomaten erweitert.

Nach der Blütezeit des Herd- und Ofengeschäfts in den 1950er Jahren zeichneten seit den 1960er Jahren mit der allmählichen Ablösung der Einzelheizung durch Zentralheizungssysteme Umsatzrückgänge in dieser Sparte ab. Ein im Jahr 1965 mit der Ahlmann-Carlshütte KG, Rendsburg, W. Ernst Haas & Sohn, Neuhoffnungshütte, Sinn, und der Senkingwerk KG, Hildesheim, geschlossener Kooperationsvertrag musste schon bald aufgegeben werden, als die Carlshütte und das Senkingwerk ihre Selbständigkeit einbüßten.

Durch die anhaltenden Absatzeinbußen in diesem Sektor geriet auch die Armaturenwerk Niederscheld GmbH in so starke Bedrängnis, dass auch die Muttergesellschaft in ihrer Existenz bedroht war. Als Konsequenz wurde das Armaturenwerk, das neben den Zubehörteilen für Ölbrenner und Gasöfen auch Thermostate, Campinggeräte, Garagentore (im Werk Niederscheld) sowie Blechziehteile, Öltanks und Schalterhauben (im Werk Fellerdilln) fertigte, 1975 weitgehend liquidiert und als reine Vertriebsgesellschaft fortgeführt.

Dem Wegbrechen der Ofen- und Herdsparte versuchte das Unternehmen durch die Diversifizierung seiner Produktpalette zu begegnen. Bereits seit 1968 fertigte Frank Reinigungsgeräte, die 1976 bereits nach den Hammererzeugnissen an zweiter Stelle der Gesamtumsätze standen, während das Herd- und Ofengeschäft nur noch 15 % erreichte. 1976 wurde auch die neue Sparte Umwelttechnik zur Produktion von Müllpress- und Wärmerückgewinnungsanlagen eingeführt.

1979 erwarben die Frank’schen Eisenwerke die Hofmann & Schwabe KG in Krefeld, mit der man schon seit 1949 im Bereich der Konstruktion und dem Vertrieb der Erzeugnisse der Maschinenfabrik zusammen gearbeitet hatte, um die Sparte Maschinenfabrik um das Spezialmaschinenprogramm von Hofmann & Schwabe zu erweitern.

1980 überschritt der Umsatz 100 Mio. DM.

1985 trennte sich das Unternehmen von dem hergebrachten Namen und firmierte in “Frank Aktiengesellschaft” um. Im gleichen Jahr wurde die “Hofmann + Schwabe Anlagen- und Maschinenbau GmbH” mit Sitz in Niederscheld gegründet.

Das Geschäftsjahr 1987 endete mit Verlusten von 400.000 DM, womit die Gesellschaft überschuldet war. Eine von der Unternehmensleitung vorbereitete Übernahme durch die Kleinewefers Beteiligungs GmbH in Krefeld scheiterte jedoch an der Ablehnung einzelner Aktionäre. Durch Verkauf u.a. der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Niederscheld und Verpachtung der Gießerei zum 1.1.1991 an die Schwäbischen Hüttenwerke konnte das Unternehmen zunächst wieder stabilisiert werden.

Seit dem 1.9.1990 war auf Wunsch der beteiligten Banken Hans-Michael Hornberg als neuer Geschäftsführer berufen worden, der zuvor Abteilungsleiter der Unternehmensberatung Kienbaum & Partner gewesen war. Nachdem sich für das Geschäftsjahr 1993 Verluste in Höhe von 10 Mio. DM. abzeichneten, hinterlegen die Aktionäre 76 % der Aktien als Zuführung für einen möglichen neuen Kapitalgeber, der aber nicht gefunden werden konnte. Eine geplante Kapitalherabsetzung zum 31.12.1994 auf 1,5 Mio. DM wurde nicht mehr realisiert.

Nachdem am 15.2.1994 der Konkursantrag gestellt worden war, wurde am 28.2. 1994 das Konkursverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit eröffnet. Die Schulden des Unternehmens betrugen insgesamt 28 Mio. DM. Von den noch 640 Beschäftigten gehörten 190 zum Werk Reddighäuser Hammer.

Der Konkursverwalter leitete erfolgreich Schritte zur Weiterführung der Unternehmenssparten Maschinenbau, Walz- und Schmiedetechnik, Heiztechnik und Gießerei als eigenständige Gesellschaften ein.

So wurde der Reddighäuser Hammer von den drei ehemaligen Prokuristen der Frank AG, Heinz Georg, Jürgen Geisse und Gerhard Zirener, übernommen und als “Frank Walz- und Schmiedetechnik GmbH” mit 2 Mio. DM Stammkapital weitergeführt. Die Gesellschaft wurde 2006 an die Gesco AG, Wuppertal, verkauft, deren 100%ige Tochter sie heute (2010) ist.

Die Sparte Heiz- und Kochtechnik wurde von der am 30.6.1994 durch Klaus Habermann und Nikolaus Fleischhacker mit 500.000 DM Stammkapital gegründeten “Oranier Heiz- und Kochtechnik GmbH” in Niederscheld übernommen.

Der Bereich Reinigungstechnik wurde von der im Juni 1994 gegründeten “Frank Reinigungssysteme GmbH” weiter geführt. Das Unternehmen firmierte im Januar 1998 in “3F Cleaning Systems GmbH” um, änderte seine Firmierung im Dezember 2003 in “Frank International GmbH & Co. KG” und seit Dezember 2004 in “Frank GmbH”.


Kapitalentwicklung

Bei Gründung der Frank’schen Eisenwerke GmbH, Adolfshütte, betrug das Stammkapital 750.000 Mark (Fritz Frank 335.000 Mark, Dr. Georg Frank 355.000 Mark, Regierungsassessor Georg Frank 10.000 Mark, Julius Frank 10.000 Mark, Amalie Schröder 10.000 Mark, Emma Geisse 10.000 Mark, Auguste v. Hinkeldey 10.000 Mark und Anna Petersen 10.000).

Durch Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 1.9.1913 wurde das Stammkapital anlässlich des Erwerbs des Reddighäuser Hammers auf 1.000.000 Mark erhöht.

Bei Gründung der Aktiengesellschaft am 28.5.1927 wurde das Stammkapital auf nominell 4 Mio. RM festgesetzt, von denen 3.601.000 RM durch die alten Gesellschaften (Frank’sche Eisenwerke GmbH, Adolfshütte, 2.100.000 RM sowie 255.000 RM Reserven, Frank’sche Eisenwerke GmbH, Nievernerhütte, 900.000 RM, Frank’sche Handelsgesellschaft KG 120.000 RM sowie 10.000 RM Reserven, und Neuzeichnungen in Höhe von 216.000 RM) aufgebracht wurden. Hinzu kamen Neuzeichnungen der Cape Trust and Investment Company (Pty) Ltd., Elandsfontain in Höhe von 250.000 RM sowie 149.000 RM sonstige Neuzeichnungen.

Durch mehrere Herabsetzungen (zum 31.12.1931 um 800.000 RM auf 3,2 Mio. , zum 31.12.1932 um weitere 800.000 RM auf 2,4 Mio. , zum 21.9.1936 um 130.000 RM auf 2,4 Mio.) wurde das Kapital auf 2,4 Mio. RM vermindert.

Zum 21.9.1936 erfolgte eine weitere Herabsetzung durch Verminderung des Nominalwertes von RM 1.000 auf 800 RM pro Aktie auf 1.816.000 RM. Gleichzeitig wurde durch Neuzeichnung von Vorzugsaktien der Cape Trust and Investment Company (Pty) Ltd. eine Kapitalerhöhung von 500.000 RM auf nunmehr 2.316.000 RM durchgeführt.

Zum 11.3.1950 wurde das Kapital im Verhältnis 1:1 auf DM umgestellt und betrug somit 2.316.000 DM.

1961 erfolgte eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln um 1.484.000 DM (1.158.000 DM; 289.000 DM Bonus-Beträge, 36.500 DM Bareinlagen) auf 3,8 Mio. DM, 1970 eine weitere Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln um 1,9 Mio. DM auf 5,7 Mio. DM.

1986 wurde das Kapital um 1 Mio. DM (114.000 DM Bonus-Beträge, 886.000 DM Bareinlagen) auf 6,7 Mio. DM heraufgesetzt.

Nach einem Beschluss der Hauptversammlung am 6.11.1993 wurden Aktien im nominellen Wert von 5.118.550 DM zum 31.12.1993 verpfändet, sodass das Kapital nunmehr noch 1.581.450 DM betrug.


Sozialeinrichtungen

Wohnungsbau

Schon früh bemühte sich die Unternehmensleitung der Adolfshütte, Wohnraum für die Beschäftigten zu schaffen. Nachdem 1875 Verhandlungen zum Ankauf des domänenfiskalischen Hofes Feldbach zum Bau einer Werksiedlung ergebnislos geblieben waren, wurden zunächst Hofgebäude angemietet. Daneben erwarb das Unternehmen Grundstücke in der Schelderau und begann 1890 mit dem Bau der ersten Werkswohnungen. 1903 folgte das erste Werkswohnhaus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Wohnraumnot der Werksangehörigen, vor allem aber der Heimatvertriebenen, besonders groß war, gründeten die Frank’schen Eisenwerke am 8.12.1952 die “Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft Niederscheld GmbH”, an denen sich das Unternehmen mit 99 % beteiligte.

1989 wurde die Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Niederscheld an die Genossenschaft Gemeinnütziger Bauverein für den Dillkreis eG, Dillenburg verkauft.


Alters- und Invaliditätsversorgung

Die bereits 1855 gegründete Hilfskasse für kranke und Not leidende Mitarbeiter wurde am 1.1.1877 in eine Betriebskrankenkasse umgewandelt. 1945 musste sie aufgelöst werden und wurde mit der AOK Dillenburg vereinigt. Am 1.11.1949 durfte die Betriebskrankenkasse neu gegründet werden.

1890 wurde die “Frank’sche Stiftung” als Hilfskasse gegründet, deren Maßnahmen für in Not geratene Betriebsangehörige als Aufstockung der staatlichen Leistungen gewährt wurden. Diese Unterstützung in besonderen Notlagen übernahm seit 1950 die “Frank’sche Unterstützungskasse e.V.”, die 1977 in die “Unterstützungseinrichtung der Frank’schen Betriebsgemeinschaft e.V.” integriert wurde.

1952 war rückwirkend ab 1951 eine Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter (2/3 Mitarbeiter, 1/3 Aktionäre) eingeführt worden, die jedoch 1958 auf Wunsch der Belegschaft durch eine verbesserte Alters- und Invaliditätsversorgung ersetzt wurde.


Geschäftsführung und Vorstand

Adolfshütte (Direktoren)

1839 - 1875 Carl Giebeler
1875 - 1878 E. Holz
1878 - 1884 F. Kollmann
1885 - 1889 K. Reuß
1889 - 1895 W. Bädeker
1895 - 1897 Jos. Pacher
1897 - 1933 Julius Frank (1965-1940)
1927 - 1972 Bernhard Rolfes
1933 Wilhelm Blum


Reddighäuser Hammer

1838 - 1851 Christian Frank (1787-1851)
1851 - 1899 Wilhelm Frank (1829 - 1889)
1899 - 1913 Reinhard von Frank


Nievernerhütte

1861 - 1898 Fritz Frank (1833-1898)
1898 - 1927 Kommerzienrat Hermann Schröder


Frank’sche Eisenwerke AG

1927 - 1933 Julius Frank
1926 - 1972 Bernhard Rolfes
1933 - 1959 Wilhelm Blum
1972 - 1989 Dieter Rolfes
1990 - 1994 Hans-Michael Hornberg

Literatur

Frank allgemein

Frank’sche Eisenwerke. Die Leistung. [Sonderausgabe zum 350jährigen Jubiläum] 1957.

Frank’sche Eisenwerke AG, Dillenburg, 1982.

Karsten Porezag: Geheime Kommandosache. Geschichte der “V-Waffen” und geheimen Militäraktionen des Zweiten Weltkrieges an Lahn, Dill und im Westerwald. Wetzlar 1996 (zu Frank S. 231-237).

HWA, Abt. 2, Nr. 497 (Monatsberichte und Vierteljahrsanmeldungen 1971-1982).

HWA, Abt. 2, Nr. 498, (Monatsberichte und Vierteljahrsanmeldungen 1982-1991).

HWA, Abt. 2, Firmenakten (6 Bde.).


Adolfshütte

350 Jahre Adolfshütte 1607-1957 (Festschrift). 1957.

Dönges, C.: Beiträge zur Geschichte des Eisens Die Eisenindustrie an der Dill; Zum 300jährigen Bestehen der “Adolfshütte”. Sonder-Abdruck aus der Zeitschrift “Stahl und Eisen”, 1907 Nr. 38.

Frank, J[ulius]: Zum Jubiläum der Adolfshütte bei Dillenburg (27. August 1607-1907), Düsseldorf 1907.


Reddighäuser Hammer

100 Jahre Reddighäuser Hammer 1836-1936. 1936.

Jürgen Geisse: Der Reddighäuser Hammer, in: 700 Jahre Reddighausen. Landschaft - Geschichte - Geschichten. Hrsg. vom Magistrat der Stadt Hatzfeld, Korbach 1986, S. 242-247.


Nieverner Hütte

HWA,Abt. 113, Nr. 487

Allroggen-Bedel, Agnes; Brand, Ulrich; Brand, Ute; Ortseifen, Peter Wilhelm: Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Die Nieverner Hütte in Fachbach bei Bad Ems, Neuss 1989.

Spengler, Ludwig: Bericht über einen Besuch in der Nieverner Hütte um das Jahr 1860. 1983 (Bad Emser Hefte 1).

Ortseifen, Peter Wilhelm: Die Nieverner Hütte. Ein Beitrag zur Geschichte der Eisenhütte, 1932 (Bad Emser Hefte 3).