Abt. 107 - Ohl Bau- und Industrie-Holding

Umfang 12,25 lfd. m
Laufzeit 1811 - 1997
Findmittel Datenbank

Geschichte des Bestands

1993 wurde der Bestand, ca. 12.25 lfd. m, als Depositum an das Hessische Wirtschaftsarchiv abgegeben. Die Unterlagen umfassen Geschäftsbücher, Akten, Fotos sowie ca. 400 Baupläne und Konstruktionszeichnungen aus dem Zeitraum 1890 - 1975.

Geschichte des Unternehmens

Das Unternehmen wurde 1867 durch den Pumpenmacher Johann Theodor Ohl (20.1.1841 - 27.11.1920) in Diez gegründet. Ohl begann mit der Herstellung vom Pumpen und Wasserleitungen und spezialisierte sich auf den Bau kompletter Wasserleitungsnetze für die umliegenden Gemeinden. Weitere Bereich der Unternehmenstätigkeit war die Aufstellung und Wartung von Maschinen. Das florierende Unternehmen erweiterte bald schon die Betriebsfläche durch den Ankauf der benachbarten Grundstücke und trieb seit 1886 seine Werkzeugmaschine mit einer Dampfmaschine an. Im gleichen Jahr wurde das Unternehmen durch einen Straßenbaubetrieb erweitert. Die Übernahme eines Auftrags zur Instandhaltung der Straßen im Regierungsbezirk führte bis zur Anschaffung einer Dampfwalze. Bis zur Jahrhundertwende waren rund 20 Dampfwalzenzüge im Einsatz, die im Auftrag der jeweiligen Bauämter nicht nur in Nassau, sondern auch bis in die Pfalz, die Rheinprovinz, Westfalen, Thüringen, Franken, Elsaß und im Bayrischen Wald eingesetzt wurden.

1993 verkaufte Ohl das Wasserwerk und das Wasserleitungsnetz von Diez, das das Unternehmen bislang betrieben hatte, für 127.000 Mark an die Stadt. Mit dem Erlös konnte die in Liquidation stehende Maschinenfabrik und Eisengießerei Böhmer & Koster übernommen werden, die mit ihrer Produktpalette (Gußrohre, Brunnenbecken, Armaturen und Handpumpen) vorteilhafte Ergänzung des Geschäftsberichs von Ohl darstellte. Zusätzlich wurde die “Limburger Eisengießerei & Maschinenfabrik Theodor Ohl” gegründet.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts vertrieb Ohl auch Dampfwalzen unter eigenem Namen, die ohne Radbandagen und Walzenstock aus England bezogen und mit in Limburg hergestellten Teilen vervollständigt wurden.

Nachdem sich Theodor Ohl 1901 ins Privatleben zurückgezogen hatte, übernahmen die Söhne Wilhelm und Carl die Gießerei in Limburg, während das Stammhaus in Diez von Theodor Ohl jun. (16.11.1873 - 20.12.1936) weitergeführt wurde. Nach dem Tod seiner Brüder Carl (+ 1924) und Wilhelm (+ 1926) ging auch die Limburger Gießerei an Theodor Ohl über.

Ein weiterer Zweig des Unternehmens war der Teerstraßenbau. 1910 wurde die erste Teermakadammaschine erbaut (von Ohl?) , nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden fahrende und stationäre Teermakadamanlagen von der Maschinenfabrik Theodor Ohl produziert. Bereits vor 1914 hatte Ohl Teerstraßen in Straßburg, Braunschweig und Wiesbaden ausgeführt, doch stagnierte dieser Unternehmenszweig durch die Krise der deutschen Wirtschaft nach 1918. 1923 wurde der Lohnwalzenbetrieb als eigenständige GmbH aus der Maschinenfabrik ausgegliedert. Durch den kriegsbedingten Verlust der englischen Lieferanten mußte eine eigene Produktion von Dampfwalzen aufgebaut werden, die vermutlich 1925 anlief und vermutlich bereits 1929 wieder eingestellt wurde.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren 70 % der Werksanlagen zerstört und lediglich 23 Dampfwalzenzüge noch vorhanden.

1956 firmierte der Baubetrieb in Diez in “Theodor Ohl Baugesellschaft mbH” um. 1978 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die 1992 gegründete OHL Bau & Industrie Holding AG faßt alle Firmenteile zusammen.

Literatur

Ohl. Moderne Leistung - 100jährige Tradition, Darmstadt 1967