Umfang | 1,5 lfd. m |
Laufzeit | 1956 - 1983 |
Findmittel | Datenbank; Findbuch, bearb. von Ulrich Eisenbach, 1996 |
Die Registratur des Vereins Wirtschaftsforum Hessen wurde nach seiner Auflösung offenbar auf Betreiben von Kammerpräsident Fritz Dietz in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt a.M. unterbracht. Von dort gelangte sie mit dem Altakten der Kammer als Depositum ins Hessische Wirtschaftsarchiv.
Der Bestand umfasst 42 Akteneinheiten und beinhaltet im wesentlichen Unterlagen zum Gründungshergang, Protokolle der Mitgliederversammlungen, Satzungsangelegenheiten, Vorbereitung von Vortragsveranstaltungen, Unterlagen über die Mitgliederverwaltung sowie Übersichten und Belege zu den Einnahmen und Ausgaben des Vereins. Dazu kommen 87 Fotografien von Veranstaltungen und Referenten. Die Manuskripte der Vorträge sind nur in Ausnahmefällen überliefert. Zusammenfassende Berichte darüber sind im Mitteilungsblatt der IHK Frankfurt a.M. abgedruckt.
Am 20. Oktober 1958 wurde im Hotel Frankfurter Hof in Frankfurt a.M. der “Wirtschaftsbeirat der Union in Hessen e.V.” gegründet. Zu den den Gründungsmitgliedern gehörten das Vorstandsmitglied der Dyckerhoff-Zementwerke in Wiesbaden-Amöneburg, Dipl.-Ing. Wilhelm Dyckerhoff, der Mitinhaber der Leitz-Werke in Wetzlar, Dr. Ernst Leitz, das Vorstandsmitglied der Hartmann & Braun AG, Wilfried Braun, der Herausgeber der Frankfurter Neuen Presse, Dr. Hugo Stenzel, der Mitinhaber des Bankhauses Gebr. Bethmann, Johann Philipp Baron von Bethmann, der Staatssekretär im Bundespostministerium, Dr. Hans Steinmetz aus Dieburg, der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Wiesbaden, Dr. Erich Großkopf und der hessische CDU-Landesvorsitzende Dr. Wilhelm Fay an. Vorsitzender war Dr. Ernst Leitz, Geschäftsführer H.W. von Radowitz.
Am 28. September 1959 beschloss die Mitgliederversammlung, den Verein in “Wirtschaftsforum Hessen e.V.” umzubenennen. Auf der gleichen Sitzung wurden die Statuten verabschiedet, die als Zweck des Vereins die Mitarbeit in der hessischen, deutschen und europäischen Wirtschaftspolitik mit dem Ziel der “Erhaltung einer gesunden Wirtschaft” sowie die Vertretung hessischer Wirtschaftsinteressen gegenüber dem Staat und der Öffentlichkeit nannten. Ausdrücklich stellte die Satzung fest: “Der Verein ist keine Parteiorganisation”. Dass in der Folge das Wirtschaftsforum Hessen immer wieder als “Tarnorganisation der CDU” bezeichnet wurde, hatte seinen Grund nicht nur in der personellen Kontinuität - Vorsitzender blieb Dr. Ernst Leitz - sondern auch in dem Umstand, dass der Verein zunächst in der Frankfurter Börsenstraße und später in der Schillerstraße Untermieter des CDU-Landesverbandes Hessen war.
1968 trat Dr. Leitz nach internen Meinungsverschiedenheiten den Vorsitz an den Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Frankfurt a.M., Fritz Dietz, ab. Dietz behielt diese Funktion bis zur Auflösung des Vereins im Sommer 1982.
Das Wirtschaftsforum Hessen, das 1968 eine Bezirksgruppe Nordhessen mit Sitz in Kassel gründete, zählte gegen Ende der 1960er Jahre mehr als 130 Unternehmen und 380 Einzelpersonen zu seinen Mitgliedern. Seine Aktivitäten bestanden hauptsächlich in der Ausrichtung öffentlicher Vorträge zu wirtschafts- und finanzpolitischen Themen. Unter den Referenten finden sich so prominente Zeitgenossen wie Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß, Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard, Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg und Ministerpräsident Helmut Kohl sowie zahlreiche weitere Bundesminister, Ministerpräsidenten, ausländische Botschafter und Industrielle.