Umfang | 3,5 lfd. m lfd. m |
Laufzeit | 1945 - 1971 |
Findmittel | Datenbank; Findbuch, bearb. von Ulrich Eisenbach,1997 |
Die Rheingauer Weinhändler-Vereinigung besaß offenbar keine eigene Registratur. Aufgrund ihrer engen räumlichen und personellen Verflechtung mit der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden sind die Akten von letzterer mitverwaltet worden. Mit dem Archiv der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden gelangten sie im Frühjahr 1993 als Depositum der Kammer ins Hessische Wirtschaftsarchiv.
Der Bestand umfasst 119 Akteneinheiten, die zum Teil bis in die unmittelbare Nachkriegszeit zurückreichen. Unterlagen des Vorläuferverbandes aus der Zeit vor 1933 sind nicht erhalten. Die Überlieferung bricht 1967 ab. Offenbar entfaltete der Verband seit dieser Zeit keine Aktivitäten mehr.
Die Akten geben Auskunft über die Gründung des Verbandes, über seine Mitwirkung bei der Zulassung zum Weinhandel, über seine Tätigkeit bei Verstößen gegen das Weingesetz oder gegen Wettbewerbsvorschriften und über die Durchführung von Weinwerbeaktionen. Sie enthalten außerdem Stellungnahmen zu einschlägigen Gesetzesvorhaben und eine Sammlung von Rundschreiben deutscher Weinhandelsverbände.
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatten sich die Rheingauer Weinhändler in einem Verband, der Rheingauer Weinhändler-Vereinigung mit Sitz in Wiesbaden, zusammengeschlossen, der in enger Verbindung mit der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden das Ziel verfolgte, die besonderen Interessen des Weinhandels in dieser Weinbauregion zu fördern. 1933 wurde der Verein aufgelöst. An seine Stelle trat der Weinbauwirtschaftsverband, eine Fachgruppe innerhalb des Reichsnährstandes.
Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ergriffen Heinrich Glück (von der Firma Jacob Horz in Winkel) und Wilhelm Ruthe, der letzte Vorsitzende des Vereins vor seiner Auflösung 1933, die Initiative zur Neugründung der Rheingauer Weinhändler-Vereinigung. Unterstützt wurden sie dabei wiederum von der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden. Im August 1945, nachdem bereits in Rheinhessen eine Berufsvertretung der Weinhändler entstanden war, erteilte die amerikanische Militärregierung die entsprechende Genehmigung, und am 29. September des gleichen Jahres fand in den Empfangsräumen der Sektkellerei Matheus Müller in Eltville die Gründungsversammlung statt, auf der die Satzung verabschiedet wurde.
Der Verein führte den Namen Rheingauer Weinhändler-Vereinigung e.V. und definierte sich als Zusammenschluss der Weinhändler, die ordnungsgemäß zum Weinhandel zugelassen waren. Vereinssitz war Wiesbaden. Der räumliche Tätigkeitsbereich umfasste das Gebiet des Rheingaues, der Stadt Wiesbaden und des Main-Taunus-Kreises. Seine Aufgabe sah der Verein darin, seine Mitglieder in den Fachfragen des Weinhandels zu beraten und die wirtschaftlichen Interessen des Weinhandels, insbesondere auch in Fragen des Weinabsatzes sowie der Ein- und Ausfuhr von Wein, gegenüber den Behörden zu vertreten, und Angelegenheiten, die auch den Weinbau berührten, in enger Zusammenarbeit mit der fachlichen Vertretung des Rheingauer Weinbaus zu beraten. Hinzu kam als besondere Aufgabe die Förderung des Rheingauer Qualitätsweins.
Zum ersten Vorsitzenden wählten die Mitglieder am 29. September 1945 Heinrich Glück, der dieses Amt bis zu seinem Todesjahr 1968 bekleidete. Auf ihn folgten Georg Breuer (von der Firma Scholl & Hildebrand in Rüdesheim) und, als letzter Vorsitzender, Günter Krost, Eigentümer der von seinem Vater gegründeten Wein- und Spirituosenkellerei August Krost in Wiesbaden.
Die Geschäftsführung übernahm zunächst Dr. Eduard Meuser, bis 1945 Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden bzw. der Bezirksstelle Wiesbaden der Gauwirtschaftskammer Rhein-Main. Ihn löste im März 1953 der damalige Geschäftsführer und spätere Hauptgeschäftsführer der IHK Wiesbaden, Werner Artelt, ab. Die Geschäftsstelle befand sich anfänglich im Hainerweg 14, bevor sie zum 1. Juli 1950 in die Industrie- und Handelskammer übersiedelte.
Zeitweise zählte die Rheingauer Weinhändler-Vereinigung nahezu 100 Mitglieder. Doch schon zu Beginn der sechziger Jahre war ein stetiger Mitgliederschwund zu verzeichnen, der gegen Ende des Jahrzehnts dramatische Formen annahm. Die Ursache dafür war ein ebenso stetiger Rückgang der Zahl der Weinhändler, bedingt durch die Zunahme des genossenschaftlichen Vertriebs und der Direktvermarktung durch die Erzeuger.
Als Ende 1980 Werner Artelt als Hauptgeschäftsführer der IHK Wiesbaden ausschied, legte er auch sein Amt als Geschäftsführer der Rheingauer Weinhändler-Vereinigung nieder. Diese bestand seitdem mehr oder weniger nur noch auf dem Papier. Um 1985 wurde die zeitweilig verwaiste Geschäftsstelle nach Bonn zum Bundesverband des deutschen Weinhandels verlegt und von dessen Geschäftsführer Dr. Georg Anders mitbetreut. 1992 fusionierte die Rheingauer Weinhändler-Vereinigung mit dem Hessischen Weinhandelsverband.