Abt. 2 - Industrie- und Handelskammer Dillenburg

Umfang 72,25 lfd. m
Laufzeit 1868 -
Findmittel Datenbank (soweit verzeichnet)

Geschichte der Kammer

Mit einem Gesetz vom 17. Oktober 1863 ordnete die Nassauische Landesregierung für das gesamte Herzogtum Nassau die Gründung von Handelskammern an, die die Interessen der Kaufleute vertreten und die Landesregierung in wirtschaftlichen und Verkehrsangelegenheiten beraten sollten. Eine Verordnung vom 4. März 1864, die die räumliche Zuständigkeit der Kammern regelte, bestimmte die Zuständigkeit der neu zu gründenden Handelskammer Dillenburg für die Ämter Dillenburg, Herborn, Rennerod, Marienberg und Hachenburg und legte die Anzahl der Kammermitglieder auf zehn fest. Nach Wahlen im Herbst 1864 konstituierte sich die Kammer am 23. Januar 1865 und wählte zu ihrem ersten Vorsitzenden den Dillenburger Hüttenbesitzer J.C. Grün. Die Grenzen des Kammerbezirk hatten allerdings nur etwa zwanzig Jahre Bestand: Durch die 1885 erlassene preußischen Kreisordnung änderten sich auch die Kammergrenzen: So fiel das frühere nassauische Amt Rennerod an die Handelskammer Limburg, während die Dillenburger Kammer nun den Dillkreis, den Kreis Biedenkopf und den Oberwesterwaldkreis umfasste.

Hatte sich die Kammer bislang im Wesentlich auf beratende Tätigkeiten, u.a. der Behörden hinsichtlich der Förderung von Handel und Industrie, beschränkt, so brachte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs eine Fülle neuer Aufgaben. Dazu gehörten u.a. Rohstoff- und Lebensmittelbewirtschaftung sowie Stellungnahmen zu Anträgen auf Rückstellung von Einberufenen. Wie andere kleine Kammern war auch die Kammer in Dillenburg angesichts ihrer dünnen Personaldecke damit überfordert. Überlegungen zum Zusammenschluss der Kammern Dillenburg, Wetzlar und Limburg scheiterten letzten Endes an der Frage des Kammersitzes. Auch nach Ende des Krieges nahm die Überlastung der Kammer nicht ab, so dass im November 1919 erstmalig ein hauptamtlicher Syndikus bestellt wurde. Auch die Möglichkeit eines Zusammenschlusses mit anderen Kammern wurde weiterhin diskutiert.

Seit 1. April 1924 erhielten alle preußischen Handelskammern die Bezeichnung "Industrie- und Handelskammer". Nachdem auch die Bildung von Zweckverbänden ermöglicht worden war, organisierte sich die Industrie- und Handelskammer Dillenburg 17. Juli 1924 mit den Kammern Frankfurt a.M., Hanau und Wetzlar im "Verband Hessen-Nassauischer Industrie- und Handelskammern", dem sich 1925 die IHK Limburg und 1928 auch die Kammer Wiesbaden anschloss. Dieser Zweckverband bestand bis 1931. Am 1. April 1931 schließlich schloss sich die IHK Dillenburg mit der IHK Siegen-Olpe zur "Industrie- und Handelskammer Siegen-Olpe-Dillenburg" zusammen.

Wie andere Industrie- und Handelskammern wurde auch die IHK Siegen-Olpe-Dillenburg 1933 gleichgeschaltet: Die bisherige Selbstverwaltung ging zunehmend verloren, nach dem "Führerprinzip" ernannte der Gauleiter der NSdAP den Kammerpräsidenten, an die Stelle der Vollversammlung trat ein durch den Kammerpräsidenten berufener Beirat.

Als Folge der 1942 erlassenen Gauwirtschaftskammerverordnung wurde die IHK Siegen-Olpe-Dillenburg am 1. April 1943 aufgelöst. Der Zuständigkeitsbereich der früheren Industrie- und Handelskammer Dillenburg wurde aufgeteilt: Die Kreise Dillenburg und Biedenkopf wurden innerhalb der Gauwirtschaftskammer Rhein-Main der Zweigstelle Wetzlar unterstellt, während Hachenburg und Marienberg von der Zweigstelle Limburg verwaltet wurden. Das ehemalige Amt Battenberg fiel an die Gauwirtschaftskammer Kurhessen.

Am 28. März 1945 wurde Dillenburg von amerikanischen Truppen besetzt. Bereits im April wurde auf einer Zusammenkunft von Unternehmern in Dillenburg beschlossen, die Industrie- und Handelskammer Dillenburg in ihren früheren Grenzen wiederherzustellen. Der zunächst als Präsident bestimmte Vorstandsvorsitzende der Frank'schen Eisenwerke AG, Bernhard Rolfes, wurde nach kurzer Zeit allerdings wegen politischer Belastung von der amerikanischen Militärregierung durch Dr. Otto Haas ersetzt. Um eine zügige Aufnahme der Produktion zu erreichen drängten die Kammern auf eine zügige Durchführung der Entnazifizierungsverfahren, sowie eine Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Auch Fragen der Berufsausbildung und des Prüfungswesens gewannen in der Arbeit der Kammern nun wieder zunehmend an Bedeutung.

Im April 1947 konnten dann wieder freie Wahlen zur Vollversammlung stattfinden. Anders als in anderen Bundesländern besaßen die hessischen Kammern zunächst allerdings keinen öffentlich-rechtlichen Status, so dass die Mitgliedschaft von Unternehmen nur freiwillig war. Erst nach jahrelangen Bemühungen erhielten mit dem Bundesgesetz über die Industrie- und Handelskammern vom 18.12.1956 den Status von Körperschaften des öffentlichen Rechts.

Die Gründung der Stadt Lahn im Zuge der kommunalen Gebietsreform in Hessen Ende der 1960er Jahre führte zu Überlegungen für die Zusammenlegung der Kammern Dillenburg und Wetzlar mit Angliederung von Flächen von Stadt und Kreis Marburg (IHK Kassel) sowie Stadt und Landkreis Gießen (IHK Gießen) zu einer "IHK Mittelhessen". Wie bereits in den 1920er Jahren war jedoch die Frage des Kammersitzes umstritten und nach der Auflösung Lahns wurde das Projekt nicht weiterverfolgt.

Seit Ende der 1990er Jahre intensivierten die Kammern Dillenburg und Wetzlar jedoch ihre Zusammenarbeit. Sie gaben seit 1997 ein gemeinsames Mitteilungsblatt heraus und hatten seit Januar 1998 einen gemeinsamen Hauptgeschäftsführer. Nach der Zusammenlegung weiterer Abteilungen fusionierten die beiden Kammern mit Wirkung vom 1. Januar 2008 schließlich zur "Industrie- und Handelskammern Lahn-Dill" mit Hauptgeschäftsstellen in Dillenburg und Wetzlar.


Präsidenten

1865 - 1884 J. C. Grün
1884 - 1900 Fr. Haas
1900 - 1916 Carl Grün
1916 - 1920 Georg Landfried
1920 - 1933 Julius Frank
1934 - 1943 Hans Grün
1945 Bernhard Rolfes
1945 - 1948 Otto Haas
1948 - 1956 Heinrich Haubach
1956 - 1958 Hermann Schmidt
1958 - 1966 Helmut Prawitz
1966 - 1970 Werner Sell
1970 - 1978 Willi Thielmann
1978 - 1990 Karl-Heinz Bräunche
1990 - 2001 Manfred Roth
2001 - 2008 Uwe Hainbach
2008 - 2014 Uwe Hainbach (IHK Lahn-Dill)

Literatur

100 Jahre Industrie- und Handelskammer zu Dillenburg. Sonderausgabe des Mitteilungsblattes der Industrie- und Handelskammer zu Dillenburg.

Wirtschaft an Dill und Lahn im Bezirk der IHK zu Dillenburg. Creativ, expansiv, diversifizierend. 1970

Tradition und Wandel. Die Industrie- und Handelskammern Dillenburg und Wetzlar von der Gründung bis zu ihrer Fusion. Sonderausgabe des Mitteilungsblatts der Industrie und Handelskammern Dillenburg und Wetzlar, November 2007