Magazin-News
Neues von den Menschen und bunten Dingen im HWA
09. September 2025 |
TV-Empfehlung: Der Spion vom Geiseltal. Eine Unternehmens- und Agentengeschichte aus dem Wirtschaftsarchiv
August Rosterg war erfolgreicher Unternehmer und zunächst opportunistischer Profiteur des NS-Regimes. Das Mineralölwerk Lützkendorf des von ihm geführten Wintershall-Konzerns aus Kassel entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der synthetischen Benzinherstellung für die deutsche Wehrmacht. Neu entdeckte Dokumente zeigen jetzt aber, dass Rosterg ab 1944 als Informant des US-Geheimdienstes OSS arbeitet.
Eine Dokumentation des MDR rekonstruiert am Dienstag ab 21 Uhr diese spannenden Geschehnisse mit Akten aus dem Wintershall Dea-Bestand des HWA und einem Interview mit Dr. Ingo Köhler. Alternativ ist der Beitrag unter folgendem Link abrufbar.
03. März 2025 |
HWA übernimmt das Unternehmensarchiv von Wintershall Dea
Im März wird das rund 200 Regalmeter umfassende Firmenarchiv von Wintershall Dea eine neue Heimstatt im Hessischen Wirtschaftsarchiv in Darmstadt finden. Als gemeinnützige Einrichtung der hessischen Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammer-Rhein-Main stellt das HWA auf diesem Weg wieder einmal sicher, dass historisch wertvolle Kulturgüter aus dem hessischen und deutschen Wirtschaftsleben langfristig bewahrt werden. So bleibt die Geschichte der Wintershall Dea in tausenden Dokumenten, tausenden historischen Fotos und hunderten Filmen lebendig – auch wenn die mehr als 130 jährige Geschichte des Unternehmens derzeit zu Ende geht.
Copyright: Wintershall Dea
Ein besonderer Dank für die vertrauensvolle Übergabe richtet sich an die Geschäftsleitung der Wintershall Dea GmbH und die scheidende Projektleiterin für Corporate History bei Wintershall Dea, Friederike Steensen. Am Wochenende berichteten der Radiosender hr 4 sowie im TV die Hessenschau und das RTL Regionalfenster zur besten Sendezeit über den aufwendigen Umzug des Firmenarchivs ins HWA nach Darmstadt. Hier finden Sie die Links zur ARD Mediathek und zur Presseerklärung der Wintershall Dea.
Wertvolle Dokumente und Erfahrungen werden bewahrt: „Aus historischer Sicht waren die beiden Ursprungsfirmen des Konzerns in vielen Belangen Pioniere der deutschen Energiebranche mit weltweiten Verflechtungen. Wenn wir heute über die Energiewende sprechen, so ist es enorm wichtig zu wissen, woher wir kommen und wie früher über sich stetig wandelnde Energiemärkte und die Versorgung von Staat, Industrie und Haushalten nachgedacht wurde. Dies gilt für die bundesdeutsche Geschichte, aber auch für die Verstrickungen mit den radikalen, antidemokratischen Autarkieplänen des Nationalsozialismus“, sagt apl. Prof. Dr. Ingo Köhler, Geschäftsführer des HWA. „Wir vom Hessischen Wirtschaftsarchiv sind daher dankbar, dass uns das Unternehmen seine gesamten historischen Unterlagen vorbehaltlos überlässt. So können wir als gemeinnütziges, frei zugängliches Archiv zumindest die Geschichte von Wintershall Dea bewahren und die vielen einzigartigen Firmendokumente der Forschung und allen Interessierten bald schon über unser Online-Recherchetool Arcinsys verfügbar machen.“
Das Hessische Wirtschaftsarchiv in Darmstadt wird künftig die zentrale Anlaufstelle für Fragen zur Firmengeschichte von Wintershall Dea sein. Hier wird der Hauptbestand der Wintershall Dea lagern, inklusive Geschäftsunterlagen, Firmenkommunikation und Mitarbeiterzeitschriften. Auch besondere Archivalien wie das älteste bekannte Dokument der Wintershall von 1894, das allererste Bilanzbuch der DEA von 1899 sowie ein Dankesbrief mit Originalunterschriften der verschütteten Bergleute an den DEA-Bohrmeister und Leiter der Rettungsbohrung beim „Wunder von Lengede“ im Jahr 1963 sind Teil des Firmenarchivs, das nun als HWA-Bestand Nr. 256 geführt wird.
Daneben geht das technische Bildarchiv und größere Exponate an das Deutsche Erdölmuseum in Wietze. Kleinere Spezialbestände, wie etwa das Bildmaterial zum Gebäude der Hauptverwaltungsgebäude, historische Fachzeitschriften und Dubletten, wechseln in die Hände des Stadtarchivs Kassel, der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln (RWWA), der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv in Hamburg und des Deutschen Technikmuseums Berlin.
Dankesbrief der Geretteten von Lengende 1963, Copyright: Wintershall Dea
25. Februar 2025 |
Hidden HiStories aus Hessen (3): Eine Seltenheit der Finanzgeschichte. Bundes- und Landesförderung für die Bestandserhaltung Bankhaus Pfeiffer in Kassel
Das HWA bedankt sich bei der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des Schriftlichen Kulturguts für die Bundes- und Landesförderung eines wichtigen Projektes zur Bestandserhaltung einer der Kernbestände des HWA:
Privatbanken waren über weite Strecken des 19. Jahrhunderts die federführenden Finanziers der aufkeimenden Industrie und fest in der deutschen Wirtschaftselite verankert. Seit etwa 1890 wurden die Familienunternehmen des Bankwesens jedoch nach und nach marginalisiert - erst durch die Konkurrenz moderner Aktienbanken und die Bankenkrise, schließlich durch die Angriffe der NS-Diktatur auf die oft jüdischen Inhaberfamilien. Entsprechend schlecht ist die Quellenlage: Es gibt in Deutschland kaum eine Handvoll historischer Überlieferungen aus der Blütezeit der Privatbanken. Dank der KEK-Projektförderung kann nun ein weiterer Privatbank-Bestand für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: Die historischen Unterlagen des überregional bedeutenden Bankhauses L. Pfeiffer aus Kassel, das heute weitgehend aus unserem historischen Gedächtnis verschwunden ist.
Der Bestand hat eine ungewöhnlich hohe Überlieferungsdichte. Er besteht aus 2.100 Verzeichnungseinheiten, die die gesamte Zeit des Bestehens der Bank von 1848 bis 1930 nahezu lückenlos abdecken. Im Einzelnen handelt es sich um sämtliche Hauptbücher, Depot- und Devisenkonten, Korrespondenz- und Kopierbücher sowie Memoriale, Bilanzen und vor allem die sog. "Geheimbücher" der Familie und der Pfeiffer'schen Familienstiftung. Die oft großformatigen, fadengebundenen Dokumentensammlungen wiesen aufgrund jahrelanger falscher Lagerung starke Verunreinigungen, Beschädigungen und zum Teil auch Schimmelbefall auf. Sämtliche historischen Unterlagen wurden in Rahmen des Projektes konservatorisch und im Bedarfsfall auch mikrobiologisch gereinigt sowie archivgerecht verpackt. So ist der Bestand 165 "Bankhaus L. Pfeiffer" des Hessischen Wirtschaftsarchivs nun nutzbar, um unser Verständnis über die finanzpraktischen Grundlagen der Industrialisierung auf regionaler und überregionaler Ebene zu vertiefen.
Mitgliederversammlung des Hessischen Wirtschaftsarchiv e.V.
Das HWA lädt seine Mitglieder und Förderer herzlich zur diesjährigen Mitgliederversammlung am 19. November in das Haus der Geschichte in Darmstadt ein. Der Geschäftsführer wird über die vielfältigen Aktivitäten des Wirtschaftsarchivs im letzten Jahr berichten und einen Ausblick auf zukünftige Aufgaben geben. Natürlich gibt es auch ausreichend Zeit für den Austausch und die Vernetzung. Wir freuen uns auf Ihre rege Beteiligung.
- Ort: Hessisches Wirtschaftsarchiv, Haus der Geschichte, Karolinenplatz 3, 64289 Darmstadt
- Zeit: Dienstag, den 19. November 2024, ab 14:00 Uhr.
18. Jan. 2023 |
Hidden HiStories aus Hessen (2): Die Konklave von Rothwesten 1948
Wussten Sie, dass die Währungsreform 1948 maßgeblich in Hessen geplant wurde? Unter strengster Geheimhaltung kamen im Frühjahr 1948 elf deutsche Finanzexperten unter der Leitung des US-Volkswirtschaftlers Eduard A. Tenenbaum auf einem Fliegerhorst in Fuldatal bei Kassel zusammen. Innerhalb von sieben Wochen wurden dort sämtliche gesetzlichen Verordnungen für die Währungsreform erarbeitet. Sie bildete die Grundlage für den Wiederaufbau und die Westbindung der bundesdeutschen Wirtschaft. Das Treffen ging als "Konklave von Rothwesten" in die Geschichte ein - geriet aber bald in Vergessenheit. Seit 2008 kümmert sich ein privater Geschichtsverein um den Erhalt dieses wichtigen Erinnerungsortes. Nach dem Abzug des Militärs richteten die engagierten Vereinsmitglieder dort eine Ausstellung mit spannenden Exponaten ein: z.B. mit "doorknobs" an General Clay deklarierte Kisten, in denen die ersten DM-Scheine aus den USA nach Deutschland verbracht wurden oder der Originaltisch der Konklave. Das HWA freut sich, den Verein in Zukunft bei Ihrer Arbeit zu beraten, um gemeinsam neue Konzepte der Geschichtsvermittlung zu entwerfen. Zur Homepage des Museums Währungsreform geht es ...hier.
21. Nov. 2022 |
Hidden HiStories aus Hessen: Sparbücher als Spuren der Flucht
Werkstattbericht: Maximilian Miltenberger berichtet als HWA-Praktikant über die Verzeichnung eines speziellen historischen Bestandes.
2015 erreichten fast 200 Vertriebenensparbücher aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten das Hessische Wirtschaftsarchiv. Diese vor allem in der Zwischenkriegszeit angelegten Sparbücher offenbaren viele Einzelschicksale, die vom gefallenen Sohn und Wehrmachtssoldaten bis zum Neugeborenen reichen. Sie alle teilen die Gemeinsamkeit, von ihren Haltern oder deren Angehörigen in den verlustreichen Wirren der Vertreibung sicher nach Westdeutschland verbracht worden zu sein. Die Herkunftsorte ihrer versprengten Besitzer erstreckten sich dabei von der Halbinsel Samland über das 1945 polnisch gewordene Oppeln bis hinunter nach Mährisch Schönberg.
Heute sind diese „Einlagebüchlein“ zum einen Zeugnisse dieser Flucht, zum anderen können sie uns viel über die Entwicklung der Sparkultur im Dritten Reich preisgeben. In den Besitz westdeutscher Sparkassen, in diesem Fall der Sparkasse Friedberg, kamen sie im Zuge der Lastenausgleichsgesetze von 1952. Damals erstattete die junge Bundesrepublik den Vertriebenen ihr verloren geglaubtes Sparguthaben, um ihnen eine Perspektive in der unfreiwilligen neuen Heimat zu ermöglichen.
Nun wurden sie verzeichnet und sind in Kürze als Digitalisate im HWA nutzbar.
Für mich als Praktikant ein spannender Aspekt der Archivarbeit, insbesondere durch die Beschäftigung mit bislang unerschlossenen und daher besonders reizvollen Quellenbeständen.
02. November 2022 |
Das HWA feiert Geburtstag!
Das Hessische Wirtschaftsarchiv feiert sein 30-jähriges Jubiläum am Mittwoch, den 02. November 2022, ab 18:00 Uhr. Nach einer Begrüßung durch unseren Vorsitzenden Robert Restani begehen wir den Abend mit einer Podiumsdiskussion.
Familienunternehmen – mit Geschichte in die Gegenwart
Familiengeführte Unternehmen bilden ein starkes Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Oft mehr als drei Generationen in Familienhand verfügen sie über eine besondere Unternehmenskultur, in der sich Tradition und Modernität verbinden. Die Runde diskutiert, inwieweit ein lebendiges Geschichtsbewusstsein wertvoll auch für heutige Familienunternehmen ist. Kann die Geschichte ein Instrument sein, um die Resilienz in Krisenzeiten zu stärken? Wo ist die Tradition aber vielleicht auch Bürde und Hemmnis einer Erneuerung in herausfordernden Zeiten.
Teilnehmende:
Frau Prof. Dr. Christina Lubinski, Copenhagen Business School
Herr Dr. Felix Heusler, Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG
Herr Carsten Knop, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, F.A.Z
Moderation:
Dr. Ingo Köhler, Hessisches Wirtschaftsarchiv
Der Abend klingt mit einem Empfang aus, bei dem das HWA seine Mitglieder und viele seiner langjährigen Partnerinnen und Partner aus der Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur- und Bildungsarbeit bei gutem Wein und leckerem Essen begrüßt. Ein schöner Abend im Haus der Geschichte.